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Archiv-Artikel

Der Netzwerker

Kann sein, dass Marc Kosicke, 41, geboren in Bremen, wohnhaft in Eltville am Rhein, heute beim SV Werder Bremen unterschreibt und als Nachfolger von Klaus Allofs, der zum VfL Wolfsburg wechselte, Chef des Geschäftsbereichs Sport wird. Einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung hat Werder in Klaus Filbry gefunden. Der sagt über Kosicke: „Er ist ein sehr integrer, sehr guter Mensch, der hervorragende Netzwerke in der Branche hat. Von daher würde er gut ins Anforderungsprofil passen, aber das tun auch andere.“

Kosicke und Filbry kennen sich aus der Sportartikelbranche, Kosicke war als Marketingdirektor bei Nike für die Märkte Österreich, Schweiz, Slowenien und Deutschland zuständig, Filbry war bei Adidas. Bei Nike freundete sich Kosicke mit Oliver Bierhoff an, dem heutigen Teammanager der Fußball-Nationalmannschaft, mit dem er 2007 die Vermarktungsagentur „Plan B“ gründete, ohne einen Plan A zu haben. Es war unklar, was aus „Plan B“ werden würde. Es wurde eine Beratungsfirma.

Kosicke berät die letzten drei Trainer des FC St. Pauli: Holger Stanislawski, André Schubert und Michael Frontzeck. Er arbeitet mit Bruno Labbadia (VfB Stuttgart), Torsten Lieberknecht (Eintracht Braunschweig), dem Ex-HSV-Trainer Michael Oenning, der Sprinterin Verena Sailer und Jürgen Klopp (Borussia Dortmund) zusammen, von den aktiven Trainern neben Joachim Löw der mit dem größten Werbepotenzial. Mit Klopp verbindet Kosicke eine enge Freundschaft. Einmal im Jahr lädt Kosicke alle Klienten zum Essen ein.

Es ist nicht einfach, dies, und daran führt kein Weg vorbei, aufzugeben, um bei Werder anzufangen. Wenn Kosicke Geschäftsführer Sport bei Werder wird, muss ein anderer die operative Arbeit bei „Plan B“ machen. Den muss Kosicke erst mal finden. Bierhoff hat Kosicke die Führung der Agentur überlassen, damit es keine Interessenkollisionen mit seiner Arbeit für die Nationalelf gibt. Bierhoff selbst wird von Ex-Telekom-Mann Christian Frommert beraten.

Es kann gut sein, dass es noch nicht zu einer Einigung mit Werder kam, weil es für die Trennung von „Plan B“ eben genau das nicht gibt: einen Plan B. Es kann auch sein, dass nach der Absage von Ex-HSV-Manager Dietmar Beiersdorfer, 49, der lieber bei Zenit St. Petersburg am großen Fußball-Rad dreht, auch Kosicke Werder absagt.

Leute, die Kosicke kennen, nennen ihn „verbindlich, angenehm, unaufgeregt“. Das passt zu Werder. Kosicke hat mit der ZDF-Moderatorin Yvonne Ransbach zwei Söhne. Der Weg von Eltville nach Mainz, um „Hallo, Deutschland“ zu moderieren, ist ein kurzer, der von Bremen nach Mainz nicht.  ROGER REPPLINGER