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Archiv-Artikel

Brandschutz auf dem Prüfstand

SICHERHEIT II Die Entrauchungsanlage des Großflughafens wird in einer Versuchsserie getestet. Der Schallschutz für die Anwohner könnte den Flughafen teurer kommen als bislang gedacht

Im künftigen Großflughafen in Schönefeld wird seit Montag eine Serie von Tests für den Brandschutz vorbereitet. Es gehe um die Funktion der Entrauchungsanlage, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. Sie soll bei einem Brand schnell eine gut zwei Meter hohe rauchfreie Zone schaffen, durch die die Menschen ins Freie fliehen können. Bis Ende Februar sind rund 30 solcher Versuche mit heißem Gas geplant. Am Ende soll das Bauordnungsamt die gesamte Brandschutzanlage genehmigen. Weil sie nicht funktionierte, musste die Eröffnung des Flughafens im Mai verschoben werden. Er soll nun am 27. Oktober 2013 den Flugbetrieb aufnehmen.

Bei den Probeläufen mit heißem Gas wird zunächst geprüft, ob die Absaugmechanik funktioniert und die gewünschte Schicht frischer Luft erzeugt wird. Die elektronische Steuerung ist noch nicht in Betrieb, wie Kunkel am Montag sagte. Die Entrauchungsanlage muss auch noch an vier Stellen umgebaut werden, und noch sind auch nicht alle Kabel des komplexen Systems verlegt.

Erst in der vergangenen Woche hatte Siemens geklagt, dass man „in manchen Bereichen immer noch nicht abschließend“ wisse, „was eigentlich zu bauen ist“. Siemens ist für die Gesamtsteuerung zuständig. Bereits im Sommer waren einige Heißgasversuche unternommen worden – „mit gemischten Ergebnissen“, wie Kunkel sagte.

Der Schallschutz für Anwohner könnte den Flughafen teurer zu stehen kommen als zuletzt angenommen. Experten rechneten mit 750 Millionen Euro Zusatzkosten wegen strengerer Auflagen des Oberverwaltungsgerichts (OVG), berichtete der Focus. Vor dem Gericht sind noch mehrere Anwohnerklagen anhängig. Am 23. Januar verhandelt das OVG über die Rechtmäßigkeit von Flugrouten über das Gebiet um den Wannsee.

Die Bahn macht sich unterdessen offenbar nur geringe Hoffnungen auf größere Schadenersatzzahlungen. Zwar wolle man sein Ansprüche gegenüber der Flughafengesellschaft auflisten. Die Erfolgschancen seien allerdings gering, heißt es in einem internen Dokument des Bahn-Vorstands. Die Bahn hatte eine Zubringerstrecke mit Bahnhof zum Flughafen gebaut und pünktlich zur geplanten Eröffnung im Juni dieses Jahres fertiggestellt. In Bahn-Kreisen hieß es, jeden Monat entstünden dem Unternehmen Einbußen von rund 2 Millionen Euro. (reuters, dpa)