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Archiv-Artikel

Unkitschig betrübt

KAMMERFOLK Traurig klingt „Who Needs Who“ des Quintetts Dark Dark Dark: Die Bandgründer Nona Marie Invie und Marshall LaCount verarbeiten ihre Trennung

Tief traurig und berührend ist die Auseinandersetzung mit der Enttäuschung

VON ROBERT MATTHIES

Textlich hat man hier bislang dem eigenen Namen zumindest mit ein paar Überlegungen zum Thema Asche, Grab oder schweres Herz entsprochen. Ansonsten gab es von den fünf tätowierten Multiinstrumentalisten von Dark Dark Dark aus Minneapolis zwar in Moll gehaltenen, aber im Großen und Ganzen doch eher lebensfrohen New-Weird-Kammerfolk mit New-Orleans-Jazz-Versatzstücken, ein wenig Americana und Balkan hier und dort ein wenig Vaudeville und Walzer im Verbund mit der hübsch rauchig und mitunter versoffen klingenden Stimme von Sängerin Nona Marie Invie. „The Snow Magic“ hieß das Debüt von 2008, das nicht nur die geneigte Kammerfolk-Gefolgschaft entzückt hat: Ein Jahr später ist eine EP mit Remixes von Anticon-Label-Mitgründer Odd Nosdam und Post-Hip-Hop-Collageur Dosh erschienen, kurz darauf ging es mit den Schwurbel-Indie-Hoppern Why? auf Tour.

Deutlich düsterer kommt nun aber das dritte Album „Who Needs Who“ daher. Denn wenn Invie diesmal tief betrübt und trotzdem angenehm unkitschig über Trennungsschmerz und Sehnsucht singt, hat das einen ganz persönlichen Grund: Nach Jahren als Liebespaar haben sich Invie und Band-Mitgründer Marshall LaCount kurz vor einer ausgedehnten Tour getrennt. Ob und wie es mit Dark Dark Dark weitergehen sollte, stand damit lange in den Sternen. Statt einfach getrennte Wege zu gehen, haben sich Invie und LaCount schließlich aber entschlossen, ihre Trennung musikalisch zu verarbeiten.

Tief traurig und berührend ist die Auseinandersetzung mit der Enttäuschung, dem verletzten Stolz, der Sehnsucht nach dem Verlorenen, dem Einrichten im neuen Verhältnis zueinander – und dem langsamen Schöpfen neuer Hoffnung. Denn dass es trotzdem irgendwie immer weitergeht, davon ist auch die tief verletzte Invie überzeugt: „I’ll never get tired of singing these songs“.

■ Do, 13. 12., Hafenklang, Große Elbstraße 84