Feucht-warmes Hamburg

KLIMA Bis zum Jahr 2100 steigen die Temperaturen in Hamburg deutlich an, sagt der Klimabericht. Die Stadt stellt sich ab sofort darauf ein, sagt die Politik

Die Bedrohung durch den Klimawandel schätzten die Hamburger 2008 zu 61 Prozent als groß oder sehr groß und zu 38 Prozent als weniger groß oder nicht gegeben ein.

■ Die Durchschnittstemperatur ist in den letzten 100 Jahren um ein Grad gestiegen. Besonders beschleunigt in den letzen 30 Jahren.

■ Beim Niederschlag war es im selben Zeitraum ein Prozent pro Jahrzehnt. Im Sommer weniger, im Winter mehr.

■ Der Meeresspiegel stieg seit 1909 um 20 Zentimeter. In der Elbe wurden wesentlich höhere Werte erreicht.

Die Menschen in Hamburg müssen sich nach aktuellen Untersuchungen auf deutlich steigende Temperaturen gefasst machen. Bis Mitte des Jahrhunderts rechnen Klimaforscher mit 0,75 bis 1,75 Grad mehr im Jahresdurchschnitt. Bis zum Jahr 2100 könnte es sogar um 3,0 bis 4,7 Grad wärmer werden als heute, heißt es in einem am Mittwoch vorgestellten Klimabericht für die Metropolregion Hamburg. In den vergangenen 100 Jahren sei die durchschnittliche Temperatur bereits um ein Grad gestiegen, sagte Martin Claußen vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. Bei der Stadtplanung sollte dies künftig berücksichtigt werden – zum Beispiel durch Anordnung und Ausrichtung der Gebäude.

Eine Anpassung sei auch wegen Veränderungen beim Niederschlag notwendig. So rechnen die Klimaforscher mit etwas mehr Regen, wobei sich die bisherige Verteilung zwischen Sommer und Winter umdrehen könnte. Die Sommer werden der Erwartung zufolge trockener, im Winter könnte es dagegen um 15 bis 40 Prozent mehr Regen geben. Weil dann die Verdunstung durch Vegetation fehle, müssten Bäche und Flüsse mehr Wasser ableiten. Sollten solche Ereignisse mit hohen Wasserständen in der Elbe zusammenfallen, könnte es Probleme geben, sagte Claußen. Obstbauern könnten sich zum Beispiel mit neuen Sorten wappnen. „Weil wir es erwarten, können wir uns darauf einstellen“, ermutigte der Professor.

Für den Küstenschutz gaben die Wissenschaftler eine vorläufige Entwarnung. Zwar werde der Meeresspiegel steigen und Sturmfluten könnten höher auflaufen, bis 2030 jedoch noch nicht erheblich. Bis zum Ende des Jahrhunderts liegt die erwartete Spanne etwa bei 30 bis 110 Zentimeter für die Nordsee. Hans von Storch vom GKSS-Forschungszentrum Geesthacht sagte, wir müssten „nicht sofort zum Spaten greifen und losbuddeln“, um die Deiche zu erhöhen.

Der Sinn des regionalen Klimaberichts liege darin, jetzt die Grundlagen für eine Vorausplanung zu legen, um Flutschutzeinrichtungen rechtzeitig anzupassen. „Wir müssen den Prozess starten, um die Menschen mitzunehmen“, sagte Storch.

Hamburgs Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) nannte den Bericht eine hilfreiche Grundlage, um zu überprüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Es wäre falsch, solch wichtige Fragestellungen rein parteipolitisch zu betrachten. Sie wies auf die bisherigen Initiativen der Stadt zum Klimaschutz hin und stellte fest: „Die Anpassungsmaßnahmen kosten viel Geld.“  (dpa)