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Rot-grüner Filz

betr.: „Wie der Hafen nach Hannover kam“, taz.nord vom 25./26. 6. 16

Da hat sich Noch-Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) aber von ihren Banker-Kollegen aus Hannover kräftig über den Tisch ziehen lassen. Die Frage, ob die Bewertungen der Schifffskredite der BLB (Bremer Landesbank) – die in der Regel Laufzeiten von 20 Jahren haben – korrekt sind oder waren, bleibt sie schuldig. Als Nicht-Fachfrau könnte sie dies auch kaum beurteilen. In einem solchen Fall hätte der Bremer Senat einen Fachmann beispielsweise in Form eines kompetenten Staatsrates o. Ä. bestimmen müssen.

 So aber signalisieren Bremer Senat und Linnert: Sind doch alles nur Peanuts! Deutsche Bank lässt grüßen.

 Als ehemaliger Bevollmächtigter der Regionalverbände Bremen und Weser-Ems im Bundesverband der Bilanzbuchhalter e. V. (BVBB), Bonn, wundert mich wie leichtfertig mit dem „Bremer Tafelsilber“ umgegangen wird. Mit Buchungstricks wurden aus 795 Millionen Euro Verlust schnell mal 5 Millionen Euro Gewinn gemacht – wie von Zauberhand! Jede(r) seriöse Manager(in) von Format hätte längst persönliche Konsequenzen gezogen.

 Gleichfalls sollte die Innenrevision der BLB im Auftrage der Kapitalgeber Niedersachsen und Bremen schleunigst tätig werden. Die Steuerzahler beider Bundesländer haben einen Anspruch auf die Aufklärung dieses Skandals. Zusätzlich sollten die Abgeordneten der Bremer Bürgerschaft einen Untersuchungsausschuss einsetzen, um die finanzpolitische Misswirtschaft von Linnert und des Bremer rot-grünen Senates für die mündigen Bürger zu beleuchten. Diese haben unbedingt einen Anspruch darauf. Einen herzlichen Dank aus Bremen für das informative Schwerpunktthema. Was lehrt uns der berühmte Spruch: „Traue keiner Statistik oder Bilanz, die du nicht selber gefälscht hast?!“

 Schon als Verwaltungsangestellter im Haushaltsreferat beim Senator für Frauen, Gesundheit, Jugend, Soziales und Umweltschutz in Bremen konnte ich die Bremer Finanzverhältnisse studieren. An der finanzpolitischen Misswirtschaft zwischen Großer Koalition und Rot-Grün hat sich nicht viel geändert. Aus dem roten ist ein rot-grüner Filz geworden. Ich bin entsetzt über die Verlogenheit von Bankern und Politik.

Klaus Jürgen Lewin, Bremen