Offensiv Mut für Europa

Die Tormaschine der Liga überrollt Nürnberg 6:2. Dass die Defensive ab und an gefährlich wackelt, stört auf nationaler Ebene wenig – so lange die Offensivabteilung weitertrifft. In der Champions League muss es hinten besser klappen

Am ausgelassensten und lautesten war der Jubel im Weserstadion erst einige Minuten nach Spielschluss. Als der Stadionsprecher den späten Ausgleich der Schalker gegen Bayern München bekannt machte, gab es kein Halten mehr. Die Werder-Fans rissen die Fäuste hoch, fielen sich in die Arme und feierten enthusiastisch die Tabellenführung.

Dass sie das beinahe so wild taten wie vor anderthalb Jahren beim Gewinn der Meisterschaft lag wieder einmal an der gefährlichsten Offensive die derzeit auf nationaler Ebene zu finden ist. Miroslav Klose mit einem lupenreinen Hattrick (2./34./39.), Ivan Klasnic (65./85.) und Tim Borowski (80.) erhöhten die Zahl der Saisontreffer auf 27 und sorgten mit ihrem Angriffswirbel dafür, dass Werder trotz augenscheinlicher Mängel in der Defensive der Sprung an die Spitze gelang. Trainer Thomas Schaaf warnte dennoch pflichtbewusst vor Euphorie, denn ihm waren die Probleme seines Teams in der Defensive nicht entgangen: „Es klingt blöd bei einem 6:2, aber wir waren nicht so gut.“

Tatsächlich hätten es auch mehr als die zwei Gegentore von Stefan Kießling (16.) und Markus Schroth (57.) werden können. Allzu sorglos agierten die Bremer in vielen Szenen, und die Abwehr wackelte wieder einmal bedenklich. Auf der linken Seite, wo Christian Schulz erneut wenig souverän wirkte, waren die Bremer genauso anfällig wie rechts mit Patrick Owomoyela. Unwidersprochen konnte Schaafs Kollege Wolfgang Wolf kommentieren: „Das war ein komisches Spiel. Wir hatten sogar die Chance zum 3:3.“

In der Champions-League bei Udinese Calcio müssen die Bremer deutlich zulegen. „Man darf gegen so einen Gegner nicht so unter Druck geraten und so viele Chancen zulassen“, sagte Manager Klaus Allofs. Vor allem, weil der K&K-Sturm, bestehend aus Miroslav Klose und Ivan Klasnic, international noch nicht in dem Maß glänzen konnte wie in der Bundesliga. Dort sucht man jedoch, das wurde gegen Nürnberg wieder deutlich, gegenwärtig ihresgleichen. DPA/TAZ