Verteidigungsminister: Franz J. Jung

Eigentlich sollte er Landwirtschaftsminister werden. Der Jurist Franz Josef Jung, 56, stammt aus einer Winzerfamilie in Eltville-Erbach im Rheingau und lädt alljährlich Freunde und Journalisten zur Verkostung der eigenen Produktion ein. 2000 war er als Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei das einzige Kabinettsmitglied, das wegen der Schwarzgeldaffäre der hessischen CDU zurücktrat.

Das Bauernopfer wurde damals als nibelungentreuer Liebesdienst für seinen langjährigen Freund, Ministerpräsident Roland Koch, interpretiert. 2003 gewann Koch die Landtagswahl mit absoluter Mehrheit, sein Weggefährte und enger Vertrauter wurde Fraktionsvorsitzender. Zur Bundestagswahl trat er als Spitzenkandidat der Union an. Jung ist wie Koch ein Anhänger von Altbundeskanzler Kohl. Er ist sicher nicht Angela Merkels Wunschkandidat, wohl aber der direkte Draht des Roland Koch nach Berlin, der sich, trotz betonter Zurückhaltung in den letzten Wochen vor der Wahl, nicht gerade als Anhänger von Merkel profilierte. In ihr Kompetenzteam schaffte Jung es nicht. Er leistete seinen Wehrdienst, gilt als harter Arbeiter, der früh aufsteht, im Dienst der Partei ackert und seine Heimat eher aus Pflichtgefühl denn aus Leidenschaft verlässt. Der Katholik Jung studierte in Mainz Jura, war Generalsekretär der Hessen-CDU und sitzt seit 1998 im Bundesvorstand. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. HEI