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Wo nicht drin ist, was drauf steht

FALSCHES ETIKETT In einer Ex-Sammelstelle für radioaktiven Müll wurde ein beschädigtes Atommüllfass gefunden. Jetzt kam raus: Es war unzulässig befüllt

Etliche Fässer, die zwischen 1967 und 1978 ins Atommülllager Asse gebracht wurden, sind absichtlich oder aus Nachlässigkeit falsch deklariert worden. Nun wurde bekannt, das es in der früheren Landessammelstelle des Landes Niedersachsen für radioaktive Abfälle in Steyerberg (Kreis Nienburg) wohl ähnlich ablief.

Als ein vor 25 Jahren angeliefertes Fass geöffnet wurde, seien „erhebliche Unstimmigkeiten“ zwischen Deklaration und tatsächlichem Inhalt festgestellt worden, sagte Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) am Freitag. Besagtes Fass war bereits 2013 durch rostige Stellen aufgefallen, Wenzel hatte eine Untersuchung angeordnet.

Die aus dem medizinischen Bereich stammenden Abfälle seien damals als „Papier, Zellstoff etc.“ ausgewiesen worden, sagte Wenzel. Tatsächlich waren in dem Fass neben Beton, Holz- und Stoffresten mehrere Blech- und Plastikbehälter, die auch Flüssigkeiten enthielten. Flüssigkeiten in Abfallfässern seien nach der damaligen Benutzungsordnung der Landessammelstelle ebenso wie nach heutigen Regelungen unzulässig. Es müsse davon ausgegangen werden, dass weitere Fässer unzulässig befüllt worden seien.

„Offenbar erleben wir im Zusammenhang mit den genannten Fässern ein neues Beispiel dafür, wie in früheren Zeiten nachlässig, fahrlässig oder gar vorsätzlich bedenkenlos mit radioaktiv belastetem Material umgegangen wurde“, sagte Wenzel. Die Hinterlassenschaft der Atom-Euphorie bewirkten „sicherheitstechnische und finanzielle Herausforderungen“.

Die offensichtliche Falschdeklaration und die Tatsache, dass das Fass zu einer Charge mit weiteren neun Fässern gleicher Herkunft gehöre, kündigte Wenzel an, kurzfristig die Inspektionen im Lager zu erweitern und den Bau einer neuen Halle zu beschleunigen. Nun müssten alle vorliegenden Dokumentationen und Inhalte geprüft werden und gegebenenfalls müsse neu verpackt werden.

Die Bundesländer sind gesetzlich verpflichtet, für die in ihrem Gebiet anfallenden radioaktiven Abfälle aus Medizin, Forschung und Technik Landessammelstellen einzurichten. Die Abfälle müssen dort bleiben, bis sie in ein Endlager gebracht werden.

Niedersachsens Landessammelstelle Steyerberg war bis zum Jahr 2000 in Betrieb und wurde aus Kostengründen aufgelöst. Die dort lagernden rund 1.500 Fässer mit nuklearen Abfällen kamen in das Zwischenlager Leese, das von der in Braunschweig ansässigen Firma Eckert & Ziegler betrieben wird, die radioaktive Abfälle verarbeitet. Reimar Paul

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