: Zwei Bäume sind einer zu viel
VEGESACK Die Kaufleute in Bremen-Nord kommen nicht auf einen grünen Zweig: Weihnachten gibt Anlass für einen Streit von Marketing- und Geschäftsleuten
Und wieder scheiden sich die Geister am Weihnachtsbaum. Im vergangenen Jahr stand einer in der Vegesacker Fußgängerzone – der Künstler Joachim Fischer hatte ihn mit Müll aus dem gelben Sack „geschmückt“. Der Baum wurde zum Ärgernis. In diesem Jahr nun soll es zwei Bäume geben, die mit unverdächtigen Kinder-Wunschzetteln geschmückt werden. Im Grunde wäre Platz für zwei Weihnachtsbäume. Aber: „So nicht“, das finden beide Seiten in dem derzeitigen Streit.
Die eine Seite, das ist die „City Marketing Vegesack“ (CMV), die andere Seite wird von Kaufleuten aus der Reeder-Bischoff-Straße angeführt. Die hatten im Frühjahr die Idee für einen Weihnachtsbaum: Bedürftige Kinder können dort ihre „Wunschzettel“ aufhängen, Passanten können sich einen Zettel nehmen, wenn sie einen der Wünsche erfüllen wollen. Am 10. Dezember soll die Aktion gestartet werden, ein „Weihnachtsmann“ moderiert die Kinderwünsche, vier Tage lang soll der Baum Menschen zum Weihnachtsmarkt und den Geschäften locken.
Stocksauer waren die Geschäftsleute, als sie in der vergangenen Woche in der Norddeutschen lesen mussten, dass im Zentrum Vegesacks ebenfalls ein Wunschzettel-Weihnachtsbaum aufgestellt werden soll. „Ideenklau“ sei dass.
Seitdem hängt der Haussegen schief in Vegesack. Denn im März, als der letzte Versuch gestartet wurde, das zerrüttete Verhältnis zwischen der City-Marketing und den Kaufleuten der „Altstadt“ im unteren Vegesack, insbesondere der Reeder-Bischoff-Straße, zu besprechen, hatte Cornelia Rohr-Siebers von „SeifenART“, die die Wunschbaum-Aktion organisieren wollte, der City Marketing einen Einblick in das Konzept der vorweihnachtlichen Aktionen rund um die Reeder-Bischoff-Straße gegeben. „Vertrauensvolle Zusammenarbeit“ war damals angesagt. Um so erstaunter war sie, als nun in der Zeitung von ihrer Idee für einen anderen Platz die Rede war. Für Volker Löhmann von Spieß-Immobilien war damit die Sache gelaufen: Sein Austritt aus der City-Marketing bleibt das letzte Wort.
Die Händler aus der Vegesacker Altstadt sollen sich für den Vorwurf „Ideenklau“ entschuldigen, fordert CMV-Geschäftsführerin Patricia Feuß. Die Idee sei nicht geklaut, sondern stamme von Studierenden der Jacobs-University. Außerdem handle es sich um eine ganz andere Aktionsform: Der Baum sei mit den Wunschzetteln des Vereins Epsymo, eines Elternvereins für Kinder mit psychomotorischen Entwicklungsstörungen, behängt worden, sei also kein offenes Angebot. „Es gibt keinen Anlass für eine Entschuldigung“, sagt Löhmann. Ein lange vereinbartes gemeinsames Gespräch am Montag ist abgesagt worden. Nun will der Wirtschaftssenator eingreifen. Inzwischen ist auch die Firma Leffers aus dem CMV ausgetreten. kawe