Alu-Arbeitsplätze weg
: Der Strategie geopfert

Die Argumentation der HAW-Gesellschafter, sie wollten die Mitarbeiter vor dem Risiko einer möglichen Insolvenz schützen, ist verblüffend. So viel Fürsorge sind Arbeitnehmer von internationalen Konzernen nicht gewöhnt. In diesem Falle hätten sie liebend gern darauf verzichtet und selbst geprüft, wie tragfähig das Angebot der Georgsmarienhütte ist, für die das Aluminium-Geschäft ja Neuland ist. Weil ihnen dazu nicht Gelegenheit gegeben wurde, sind die Ausführungen der Gesellschafter zynisch.

Kommentar von Gernot Knödler

Es gibt einen Chor von Stimmen und Indizien, die darauf hindeuten, dass insbesondere Norsk Hydro von vornherein gar nicht verkaufen wollte. Interessierte Investoren sprangen reihenweise ab. Die Vorgespräche drehten sich im Kreis. Insider sprechen von unerfüllbaren Forderungen, die Hydro gestellt habe, etwa beim Thema Zusammenarbeit der HAW-Gießerei mit dem von Hydro betriebenen Walzwerk.

Klar ist: Mit einer Gießerei in eigener Hand kann Hydro leichter wirtschaften. Die Übernahme der Gießerei-Anteile von Alcoa und Amag ist bereits vorbereitet. Weil die Aluhütte ohne Gießerei aber nicht rentierlich zu betreiben ist, bedeutet eine Gießerei in der Hand von Hydro Aluminium jedoch das Aus für die Hütte. Es sieht ganz so aus, als nähme Hydro die Vernichtung von 450 Arbeitsplätzen in Kauf, nur um die Produktionslinie zu beherrschen, vielleicht auch um eine unliebsame Konkurrenz erst gar nicht aufkommen zu lassen. Die Manager werden wissen, welche Schuld sie damit auf sich laden.