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Archiv-Artikel

Publikumsbeschimpfung

Am 18. September diesen Jahres zur Wahl gezwungen, beteiligten sich doch relativ viele Bürger an dem Aufruf, der siebenjährigen Schmierenkomödie im Deutschen Theater ein Ende zu bereiten. Nachdem schon die neuen Schauspieler verpflichtet wurden, versuchen die Alten immer noch verzweifelt, sich zumindest durch einen selbst inszenierten Nachruf in Erinnerung zu bringen.

Nach der schlechten Inszenierung von Schillers „Die Räuber“ glaubten die Zuschauer schon an das Ende der Aufführung. Wurde doch nicht nur der letzte Vorhang herabgelassen, sondern dieser gleich, von sich selbst feiernden Schauspielern, aus seiner Verankerung gerissen. In einer noch nie zuvor gespielten Theatralik demaskierte sich der Hauptdarsteller mitsamt seinem Gefolge und muss bis zum heutigen Tag fortlaufend daran erinnert werden, ein von ihm selbst ausgerufenes Misstrauensvotum verloren zu haben. Nun dürfen wir uns als Nachspiel die Aufführung von Goethes „Faust“ ansehen, wobei der Ausruf: „Die Geister, die ich rief …“ noch lange in unserem Gedächtnis haften bleiben wird. Wenn heute bei einem der Darsteller von „Vorrang für die Anständigen – Parasiten – und Abzocke“ gesprochen wird, müssen wir uns doch vergegenwärtigen, wodurch diese Situation heraufbeschworen wurde. Die Schauspieler haben eine schlechte Aufführung geboten und handwerkliche Fähigkeiten vermissen lassen, welche bei der Rollenverteilung vorausgesetzt wurden. Da der Beifall nun nicht wie erwartet ausfällt, wird das Publikum beschimpft. Es bleibt den Interpreten letztendlich nur übrig, sich wie in all den Jahren zuvor selbst zu beklatschen.

Moderne Drehbuchschreiber wie die Herren Unsinn, Rührenum, Wackermann, Mitesser oder Baumharz entlarven sich immer mehr als egoistische Lobbyisten, die selber in mehr oder weniger dubiosen Machenschaften verwickelt sind. Mit Fernsehspots wie „Ich bin Deutschland“ oder Presseüberschriften „Wir sind Papst“ wird von einer Millionen verdienenden Minderheit versucht, die große Masse der Bevölkerung zu manipulieren und zu verdummen.

INGO ENGBERT, Vorsitzender der WASG Kreis Warendorf