: "Mir reicht es einfach!"
Protest Junge Kurdin demonstriert nackt gegen Bloßstellung des Frauenkörpers als Kriegswaffe
taz: Frau Celik, warum legen Sie sich nackt vor das Hamburger Rathaus?
Behar Celik:Ich möchte dagegen protestieren, dass Frauenkörper in Kriegssituationen ausgenutzt werden. Letzte Woche wurden wieder Fotos vom türkischen Geheimdienst veröffentlicht, auf denen eine ermordete, gefolterte und entkleidete kurdische Frau auf dem Boden liegend zu sehen ist.
Aus welchem Grund?
Es soll zum einen Macht über Leben und Tod demonstrieren und zum anderen die Ehre eines Volkes demütigen. Ich werde mich auch so hinlegen, um dagegen zu demonstrieren. Der Körper einer Frau gehört nur ihr selbst und sie hat zu bestimmen, was damit passiert. Er soll auch keine Ehre repräsentieren, das finde ich falsch.
Was verbindet Sie mit dem Schicksal der Kurden?
Ich bin als Kurdin selbst vor vier Jahren aus Istanbul geflohen. Dort habe ich mit anderen zusammen gegen die Regierung protestiert. Ich habe oft genug mitbekommen, dass kurdische Frauen es in der Türkei und dem mittleren Osten nicht leicht haben, ein freies Leben zu führen.
Warum jetzt die Aktion?
Mir reicht es einfach, ich möchte etwas tun. Frauenkörper werden immer wieder ausgenutzt. So wurde auch die PKK-Guerillakämpferin Kevser Eltürk (Ekin Van) nach ihrer Ermordung entkleidet zur Schau gestellt. Seit drei Monaten gibt es wieder vermehrt Massaker gegen das kurdische Volk. Es ist bekannt, dass über 145 kurdische Zivilisten in Cizre ermordet wurden.
Was halten Sie von der deutschen und europäischen Politik?
Ich kritisiere, dass sich Deutschland und die EU vermehrt passiv verhalten und die Türkei weiterhin als gleichwertigen Partner behandeln. Sie müssen sich mehr für die Menschenrechte einsetzen, für die Europa steht. Es ist schade, dass die Problematik auch in den Medien selten behandelt wird.
Was möchten Sie mit Ihrem Protest erreichen?
Die Vergewaltigung und Ermordung von kurdischen Frauen als Kriegswaffe muss zur Kenntnis genommen werden. Die AKP-Regierung macht einfach weiter und viele trauen sich nicht zu protestieren. Wir Frauen müssen nicht in einer Gruppe sein. Ich will andere ermutigen, sich auch allein zur Wehr zu setzen. Gerade hier ist das wichtig, denn ein Land wie Deutschland sollte etwas verändern können.
Interview: Melina Seiler
Protestaktion gegen Gewalt an kurdischen Frauen: 13 Uhr, vor dem Rathaus
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