: taz-Thema der Woche
Peer Steinbrück und das Geld
Überbezahlt
■ betr.: „Der Blödmann“, taz vom 31. 12. 12
Der SPD-Kanzlerkandidat hat die Bodenhaftung verloren. Wie soll er glaubhaft soziale Gerechtigkeit vermitteln können, wenn er nur nach finanziell Höherem strebt. Bei seinen hoch bezahlten Vorträgen bestimmten doch die den Vortragsinhalt, die auch die Musik bezahlten. Auch in der Politik wird nach Leistung bezahlt. Wäre der Bundestag eine Firma, hätte bei den Schulden schon längst Konkurs angemeldet werden müssen. Also ist der (die) Kanzler(in) wesentlich überbezahlt. Warum drängelt er sich nur in die dritthöchste Staatsstelle? Er könnte doch Sparkassendirektor werden. RÜDIGER KAMMERHOFF, Königslutter
Neuer Amtseid
■ betr.: „Der Blödmann“, taz vom 31. 12. 12
Bundeskanzlerin Merkel verdient für ihre inkompetente Staatsführung (im Moment zumindest) zu viel!
Ein Niedriglohnland, in dem immer mehr Bürger sich kaum von ihrem Einkommen ernähren können, marode Schulen, kaputte Straßen, ein zusammenbrechendes Gesundheitswesen, Rentenkürzungen bis unter die moralische Gürtellinie etc., etc. Es wird Zeit für einen neuen Amtseid: „Schaden vom deutschen Besserverdienenden (statt vom deutschen Volk) abwenden“ – für diese Leistung ist die Kanzlerin in der Tat unterbezahlt.
WERNER ROSENBECKER, Hiddenhausen
Schweigen in der SPD
■ betr.: „Der unvermögende Sozialdemokrat“, taz vom 31. 12. 12
Dass Peer Steinbrück ein geldgieriger Egomane ist, wussten wir schon; insofern erstaunt jetzt höchstens die dumme Dreistigkeit, mit der er an sein mögliches Kanzlergehalt denkt, ohne Rücksicht auf mögliche Verluste an Wählerstimmen. Was aber am meisten erstaunt, sind die Reaktionen ringsum: Niemand aus der SPD wird zitiert, der/die einen sofortigen Rücktritt des Kanzlerkandidaten fordert; niemand aus dem Kreis derer, die soziale Gerechtigkeit auf ihre Wahlplakate geschrieben haben, reagiert auf Steinbrücks Äußerungen mit den naheliegenden Gegenpositionen: Nicht das Kanzlergehalt ist zu niedrig, sondern die Gehälter der Bankenchefs sind zu hoch! Das Verhältnis zwischen dem Gehalt der Raumpflegerin in der Bank und ihrem Chef hat sich in der neoliberalen Ära um einen mindestens zweistelligen Faktor vervielfacht – das scheint all diesen sozialen Lippenbekennern egal zu sein. SABINE MIEHE, Marburg
Ein Herz für Rentner
■ betr.: „Der unvermögende Sozialdemokrat“, taz vom 31. 12. 12
Um die neuen Auslassungen des Herrn Steinbrück in ihren kulturhistorischen Zusammenhang einordnen zu können, muss man sich erinnern, wozu in vielen westdeutschen Großstädten der Posten des Stadtsparkassendirektors seit alters her dient: zur Altersversorgung derjenigen ehemaligen SPD-Unterbezirksvorsitzenden, denen der Aufstieg in die Sphären der höheren Politik versagt blieb.
Dass die SPD für diese Exfunktionäre ein sehr auskömmliches Gehalt durchsetzen konnte, straft zugleich all diejenigen Lügen, die behaupten, die SPD habe kein Herz für Rentner. GERHARD PAULI, Düsseldorf
Was tut sich die SPD nur an
■ betr.: „SPD streitet über das Kanzlergehalt“, taz vom 1. 1. 13
Mit gewohnter Lässigkeit griff die Kanzlerin jene „Steilvorlage“ von der Unterbezahlung auf, indem sie sich selbst als finanziell zufrieden darstellte, und sie ging damit in diesem Spiel nun noch höher in Führung. Es mag der Anschein zutreffen, dass Steinbrück in Wahrheit gar nicht wirklich Kanzler werden will, sondern nur noch die „Birne“ voll hat mit einer Yacht in Cannes, einem Weingut in der Toscana sowie einem Job etwa in der Kanzlei Freshfields und Partner, für die sein Ministerium ja so überreichlich gesorgt hat und für die er dann postwendend einen seiner hochdotierten Vorträge halten durfte. Was tut sich die SPD – die ich wegen ihrer verdienstvollen Vergangenheit so sehr verehre – mit solchen Kandidaten und solchen Beratern nur an? ALBRECHT THÖNE, Schwalmstadt
Brutal ehrlich
■ betr.: „SPD streitet über Kanzlergehalt“, taz vom 1. 1. 13
Taktisch total daneben – dafür aber brutal ehrlich. So wünsche ich mir Politiker. In Amerika gibt es ein Sprichwort, welches lautet: „Wenn man nur mit Erdnüssen zahlt, züchtet man sich Affen.“ Das ist nämlich unser Problem in Deutschland. Die Fähigsten wechseln aus der Politik in die freie Wirtschaft, weil dort viel mehr gezahlt wird. Und der Rest bleibt in der Politik. Das ist dann meistens nur noch zweite oder dritte Wahl. Deshalb tummeln sich in der Politik auch sehr viele Dilettanten. Deswegen die Spitzenkräfte – gerade wegen der Verantwortung – exzellent entlohnen. Winni, taz.de
Eigentlich …
■ betr.: „Der Blödmann“, taz vom 31. 12. 12
Hallo liebe Grüne, eigentlich war Euch meine Stimme bei der nächsten Bundestagswahl sicher, aber nach dem Steinbrück-Interview kann ich Euch nur raten: Sorgt dafür, dass ein anderer Kanzlerkandidat der SPD wird! Egal wie! Jetzt sieht es so aus, dass man automatisch mit Grün auch den Steinbrück wählt. Diese Kombination ist das Letzte, was ich will. Mir reicht die Erinnerung an die rot-grüne Zeit in NRW mit Clement/Steinbrück und an die im Bund mit Schröder. Lieber eine Merkel mit einer 5,01-Prozent-FDP, denn Schwarz-Grün ist auch keine Alternative. HANS KNEILMANN, Ingelbach
Soli-Aktion für den Genossen Peer
■ betr.: „Politik lebt von Alternativen“, taz vom 4. 1. 13
Das, was Gesine Schwan hier schreibt, klingt nicht so, als ob sie wirklich über Peer Steinbrück schreiben würde. Wahrscheinlich müssen jetzt alle SPD-Funktionäre eine Soli-Aktion für den Genossen Peer starten, nur der schrammt solche Sachen am Ende wieder selber zusammen, weil er sein Temperament nicht zügeln kann. Das kann Angela Merkel aber nur zu gut. Das reicht bei der Kanzlerschaft schon aus, um einen zu qualifizieren und den anderen auszuschließen.
Da hilft auch Gesine Schwan nicht, wenn sie Steinbrück Vorschusslorbeeren verpassen will. Ein Kanzlerkandidat erarbeitet sich seine Chancen selber, bislang demoliert Steinbrück zielstrebig alle seine Chancen, und seine Geld-ist-geil-Einstellung ist so offenkundig, dass ihm niemand einen sozialen Ausgleich auch nur im Ansatz glauben würde. Detlev, taz.de
Zentralorgan der Grünen
■ betr.: „Der Blödmann“, taz vom 31. 12. 12
Leider ist da eine Tendenz bei der Berichterstattung zu Peer Steinbrück (und Wowereit) bei einigen taz-RedakteurInnen zu beobachten: Sie verstehen die taz offenbar als Kampfblatt gegen Steinbrück (und die SPD?). Dann sollte die taz die Unterzeile bekommen: Zentralorgan der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Die taz beteiligt sich an der Auseinandersetzung mit den Argumenten der Bild-Zeitung: Er ist ein Raffke mit mangelndem Sex-Appeal für Frauen. Löbliche Ausnahme: die Berichterstattung vom Parteitag in Hannover.
Steinbrück hat aber inhaltlich sehr viel mehr zu sagen, und das hat er auch im Interview mit der FAZ getan. Aber daraus gibt’s nur die eine Zeile!? Berichterstattung über seine für die Zukunft unseres Landes wichtigen inhaltlichen Positionen: Fehlanzeige! Berichterstattung über seine hochdotierten Vorträge: Fehlanzeige!
Nimmt denn wirklich jemand von den RedakteurInnen an, dass Steinbrück so exorbitante Honorare bekommen würde, wenn er nur Blabla und über sein Verhältnis zu Frauen reden würde?
LUDWIG HOFFMANN, Wernigerode
Demenzkranke Demokratie
■ betr.: „Dumm, aber ehrlich“, taz vom 31. 12. 12
Wir reden hier über ein Monatsgehalt von knapp über 17.000 Euro plus in dieser Diskussion nicht erwähnter geldwerter Vorteile, die nicht unerheblich sind. Dass die offensive Geldgier eines Kanzlerkandidaten jetzt gedreht und als notwendiger Disput und Tabubruch inszeniert wird, kommt der politischen Nomenklatur nur zugute. Es ist interessant und bedauerlich, dass nicht die leistungsgerechte Entlohnung von hunderttausenden „Aufstockern“ und die flächendeckende Einführung eines „Mindestlohnes“ Dauerthema in Gesellschaft und Medien bleibt. Leistungsträger sind wir alle. Dass allerdings die Wertigkeit von Arbeit willkürlich festgelegt und die Diskussion in geplante Bahnen gelenkt wird, ist ein weiterer Beweis für eine demenzkranke Demokratie. UWE ROOS, Spiesen-Elversberg
Schemelchen zu Merkels Füßen
■ betr.: „Merkel kann sich jetzt entspannen“, taz vom 31. 12. 12
Seit Monaten ist es meine Meinung, dass das schlimmste Ereignis für die SPD ein Sieg bei der Bundestagswahl 2013 wäre und sie und ihr Kandidat alles unternehmen werden, um diese Katastrophe zu verhindern. Die SPD schätzt ihre Chancen völlig richtig ein und hofft auf das kleine Schemelchen zu Merkels Füßen für die nächsten Jahre. Als Blinddarm der Union hofft sie zu überleben.
In seiner Angst vor dem Regierungsamt übertreibt es aber der Pro-forma-Kandidat. Jetzt gerät auch dieser Notsitz in Gefahr. Die Realos der Linken erkennen hoffentlich, welche Partei ihnen Vorschriften machen will, um mit ihnen auch nur zu reden. Nach vielen schweren Zeiten hat sich die SPD in grenzenloser Selbstüberschätzung die FDP zum Vorbild genommen. So eine Partei wird man nicht vermissen. Prosit Neujahr. WOLFGANG SEIBT, Friedberg
Ein Hungerlohn
■ betr.: „Dumm, aber ehrlich“, taz vom 31. 12. 12
Tja, er will halt Kanzler werden und mit dem vorgesehenen Hungerlohn wird er doch nichts machen können – wie soll das denn gehen? Frau Kanzlerin Merkel hat sich ja auch nur deswegen durchs Leben kämpfen können, weil sie einen reichen Mann hat, der sie unterstützt – und Miete muss sie ja auch nicht zahlen, weil sie bei ihrem Mann wohnt, aber Steinbrück muss doch seine Frau und die Kinder ernähren! Soll er mit dem Fahrrad zum Bundestag fahren oder wie? Also ich gönne ihm mehr Geld und noch mehr Geld und noch noch mehr mehr Geld. chavez, taz.de
Alternative nötig
■ betr.: „Dumm, aber ehrlich“, taz vom 31. 12. 12
Die deutsche Sozialdemokratie blickt 2013 auf eine 150-jährige Geschichte zurück. Leute wie Peer Steinbrück sind mit dieser Geschichte nicht verbunden – und waren es auch nie.
Sie interessieren sich nicht für die Gegenwart und denken über die Zukunft nicht nach.
Dabei wäre es höchste Zeit, Alternativen zur schwarz-gelben Politik zu entwickeln. Leipzigerin, taz.de
Ein Frauenjob
■ betr.: „Der Blödmann“, taz vom 31. 12. 12
Aha! Kanzler verdienen also zu wenig. Klar, das ist dann natürlich ein Job für Frauen, denen ist ihr Verdienst ja sowieso egal, oder für diese verrückten Christen, die das alles aus reiner Menschenliebe machen. (Der Bundespräsi kriegt sicher auch zu wenig.) Ich erkenne mein Profil … bin gerade auf Jobsuche. Hiermit melde ich mich freiwillig für den Kanzlerjob! DESIREE TRIESCH, Hünfelden
In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Jahresende verglich der Kanzlerkandidat der SPD, Peer Steinbrück, das Gehalt einer Bundeskanzlerin oder eines Bundeskanzlers mit dem eines Sparkassendirektors und befand: Kanzlerin oder Kanzler verdienen „zu wenig gemessen an der Leistung, die sie oder er erbringen muss und im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten mit weit weniger Verantwortung und viel größerem Gehalt“.
In dem folgenden medialen Aufschrei erkennen einige taz-Leser ein parteiisches SPD-Bashing. Einige finden Steinbrück nur ehrlich. Andere halten den Einkommensvergleich für falsch angesichts bundesdeutscher Niedriglohnrealität.
War das nun eine Bewerbung für den Kanzlerjob oder eine Abmoderation?