: SOUNDTRACK
Einen der vorderen Plätze in der Liste der gewöhnungsbedürftigsten Plattencover des Jahres hat das kanadische Synth-Cold-Wave/Witch-House-Duo Trust sich letztes Jahr schon mal gesichert. Im besseren Fall verbucht man dieses, nun ja, anders schöne, jedenfalls mit allen Konventionen der Foto-Kunst brechende Porträt dieses von jahrelangem Make-up-Missbrauch, offensichtlich kräftezehrendem Konsum illegalisierter Durchhaltemittel und entsprechendem Schlafentzug gezeichneten Wesens als subversives Spiel mit gesellschaftlichen Stereotypen. Das zumindest ließe vermuten, dass Robert Alfons (Foto) und Austra-Schlagzeugerin Maya Postepski durchaus ironische Distanz zu all jenen Klischees pflegen, an denen sich die beiden Torontoer hier – ganz nebenbei: überaus geschickt und überzeugend – abarbeiten: Ian-Curtis-Gedenk-Gesang nebst obligatorisch ambivalenten Texten, gloomy Synthie-Flächen, catchy Hooks und unbedingte Strobo-Nebel-Tanzbarkeit.
Mi, 16. 1., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich (Turmzimmer), Feldstraße 66
Man muss sich schon etwas einfallen lassen, wenn man in der vom experimentierfreudig-pompösen Post- und Art-Rock à la Arts & Crafts und Constellation geprägten kanadischen Indie-Hochburg Montréal Fuß fassen will. Mark Berube besinnt sich auf seine Grundschuljahre in Swasiland und webt in seinen hier und da behutsam mit Cello und Akkordeon verzierten Klavier-Kammerfolk immer wieder afrikanische Einflüsse ein. „My Me Lady“ auf „June in Siberia“, Berubes zweite Zusammenarbeit mit dem Trio The Patriotic Few, etwa ist eine ausdrückliche und überraschend lebhafte Liebeserklärung an Afrobeat-Begründer Fela Kuti. Und sein großer Traum, lässt das ehemalige Mitglied der Vancouver Spoken-Word-Folk-Hopper The Fugitives verlauten, ist, eines Tages ein Album aufzunehmen, dass sich irgendwo zwischen Paul Simons „Graceland“ und dem Wüstenblues des malischen Gitarristen Ali Farka Touré bewegt. Ersterer jedenfalls taugt schon heute tatsächlich als Referenz – ganz anders als die andernorts so regelmäßig bemühten Landsleute Rufus Wainwright und Leonard Cohen übrigens. Di, 15. 1., 20 Uhr, Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36 MATT