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Archiv-Artikel

berliner szenenDer Elternstammtisch

Schöner schreiben

Es ist schon dunkel, als sich der Elternstammtisch im Wiesen trifft, vier Männer und vier Frauen. Louisas Vater trägt eine Nickelbrille, er ist Anfang 40 und scheint die ganze Runde organisiert zu haben. Vor ihm liegt ein recht kompliziert aussehender Plan, dort tragen die Eltern ihre Adressen für E-Mails ein.

Wer sich alles am privat organisierten Französischunterricht beteiligen möchte, wird besprochen, und ob man da einen Raum in der Schule anmieten müsse? Acht Interessenten gebe es jedenfalls schon, mehr Schüler sollten es aber auch nicht sein. Es gibt ein Angebot von Frau Habicht, die sei doch Muttersprachlerin? Zur Not, schlägt Maxi vor, könnte man die Veranstaltung auch in ihrer Eisdiele stattfinden lassen. Die Älteste am Tisch ist ungefähr Mitte 40, ihre dunklen, leicht grau melierten Haare trägt sie kurz, und sie wirkt in diesem Kreis auffällig elegant, was vielleicht auch am Rotwein liegt, den sie als Einzige trinkt.

Schnell werden weitere Punkte besprochen: Der Engländer ist gegen Hausaufgaben, auch dass die Schrift bewertet wird, findet er unmöglich. Aber, darin ist er sich mit der Amerikanerin einig, das sei nun mal so in Deutschland und damit müsse man sich abfinden. Und was das überhaupt soll, dass die Kinder mit Füllern schreiben müssen! Inzwischen, kann er beruhigt werden, dürfen sie auch mit Feinlinern schreiben. Maxi widerspricht den beiden und verteidigt das deutsche System. Sie kenne so viele in England, die überhaupt nicht vernünftig schreiben könnten, das habe schon seine Ordnung.

Es gibt, ist von dem mit der Nickelbrille dann noch zu erfahren, Probleme mit der Klassenkasse. Blitzschnell zahlen mindestens drei Eltern je zehn Euro.

FALKO HENNING