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Archiv-Artikel

Die ganz große Nummer

TRAINERWECHSEL Dem FC Bayern gelingt es tatsächlich, Pep Guardiola zu verpflichten. Ab Juli soll der erfolgsverwöhnte Katalane den Bayern zu Titeln und dem deutschen Fußball zu neuem Glanz verhelfen

MÜNCHEN/BERLIN taz | Es wurden viele Gerüchte gekocht in den letzten Tagen in München. Sie betrafen die Besetzung der Trainerbank beim FC Bayern. Schon am Dienstag waren sich die ersten Medien sicher, dass Pep Guardiola, der Katalane, der den FC Barcelona zu zwei Erfolgen in der Champions League geführt hat, neuer Trainer des deutschen Rekordmeisters wird. Am Mittwochvormittag dann wurden die Gerüchte weiter angeheizt. Von einer Sitzung in der Geschäftsstelle des Klubs an der Säbener Straße war die Rede, von einem Vertrag, der gerade für den Supertrainer aufgesetzt wird, dann bald von einer Unterschrift. Kurz nach halb fünf am Nachmittag war es dann so weit. Beinahe alle Münchner Zeitungen, die Bild-Zeitung sowieso und auch der kicker meldeten allesamt „exklusiv“, dass Guardiola in die Bundesliga wechselt. Dann kam die Bestätigung auf der Website der Bayern. Am Freitag soll der 41-Jährige der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Jupp Heynckes, der nach dem Rausschmiss des Niederländers Louis van Gaal bei den Bayern das Traineramt übernommen hatte, von der Klubleitung zwar immer über den grünen Klee gelobt wurde, aber doch nie mehr war als eine Übergangslösung, wird den Klub zum Saisonende verlassen. Sein Vertrag wäre ohnehin ausgelaufen. Und weil niemand bei den Bayern offen sagen wollte, dass man den wackeren, älteren Herrn (67) nun nicht mehr braucht, teilte der Klub mit, dass Heynckes entschieden habe, seine Laufbahn als Trainer zu beenden. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wird mit den Worten zitiert: „Wir haben dies zu akzeptieren und auch zu respektieren.“ Ein merkwürdiger Satz an diesem Tag, der einen Wendepunkt in der Geschichte des Vereins markiert. Als würde irgendwer glauben, die Bayern hätten Pep Guardiola nur verpflichtet, weil Heynckes in Rente geht.

In Wahrheit sind sie stolz wie Oskar in München. Denn die Bayern waren gewiss nicht die einzigen Interessenten. Guardiola, der in den vier Jahren, in denen er den FC Barcelona trainierte, 14 Titel gewonnen hat, wurde bis vor Kurzem noch vom FC Chelsea umgarnt. Doch die Mäzenatenmillionen von Roman Abramovic vermochten es nicht, Guardiola nach London zu locken.

Der Spanier, der einen Dreijahresvertrag erhält, hat das System der Ballmonopolisierung, für das der Fußball des FC Barcelona steht, in seinen Jahren als Trainer perfektioniert. 2012, als das Team einen Höhepunkt seiner Schaffenskraft erreicht hatte, verkündete er überraschend seinen Rücktritt. Er brauche eine Fußballpause, meinte er seinerzeit. Seitdem baggern ihn die großen Klubs in Europa an. Er hat sich für den FC Bayern entschieden.

Die Münchner untermauern mit der gewiss nicht billigen Verpflichtung ihren Anspruch, zur europäischen Elite zu gehören, und sehen sich dabei auch als Wohltäter des ganzen Fußballlandes. Karl-Heinz Rummenigge meinte dazu: „Wir sind sicher, dass er nicht nur dem FC Bayern, sondern auch dem deutschen Fußball viel Glanz verleihen kann.“ Bevor die ganz große Zukunft mit dem großen Meister aus Spanien anbricht, muss nun nur noch die deutsche Meisterschaft geholt werden. Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern, sieht die Mannschaft in der Pflicht. Sie soll „diesem großen Trainer den verdienten glanzvollen Abschied schenken“. Dieses Vorhaben beginnt am Samstag mit dem Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth. Ob Pep Guardiola von diesem Klub wohl schon einmal gehört hat?

ANDREAS RÜTTENAUER