piwik no script img

Sky macht vor, wie devot sich Sender in Zeiten exklusiver Partnerschaften zu verhalten habenWir spielen Journalismus

Foto: Mathias Königschulte

Fernsehen

von Jürn Kruse

Der Fernsehsender Sky und die Bundesliga küssen immer mit Zunge. So ausdauernd und tief, dass es wehtut – nicht denen, aber mir als Betrachter. Es ist wie bei einem Paar, bei dem ich mich eigentlich freuen müsste, dass die beiden sich gefunden haben – hach, toll und so –, aber einfach nicht anders kann, als mich fremdzuschämen. Diese Liebesbekundungen, dieses Devote, dieses Sich-gegenseitig-die-Speiseröhre-sauber-Lecken. Zum Kotzen.

Sky und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) machen keinen Hehl daraus, dass sie Partner sind. „Offizieller TV-Partner“ der Bundesliga nennt sich Sky und bezahlt für dieses Gekuschel eine hohe Mitgift: knapp 486 Millionen Euro pro Saison. Bis Sommer 2017. Danach könnte es nochmal deutlich teurer werden. Denn die Bundesliga hat auch andere Verehrer. Vielleicht.

Da trifft es sich doch gut, wenn Sky endlich mal die Chance bekommt, seine Liebe zu beweisen. Und was ist wichtiger in einer Beziehung als die Gabe, antizipieren zu können, wann man die Fresse zu halten hat?

Sky hat das am vergangenen Wochenende ganz toll gemacht: Da war die DFL in Erklärungsnot geraten, weil sie selbst, ihr anderer Partner Hermes (keine ganz so ernste Geschichte wie die mit Sky) und die Bild (noch so ein Partner der DFL) sich darauf verständigt hatten, das „Wir helfen“-Logo der Zeitung auf allen Ärmeln der Liga zur Schau tragen zu lassen. Doch zehn Klubs aus der Zweiten Liga verzichteten auf das Badge. Dazu überklebte ein Verein das Bild-Logo. 21 Bündnisse aktiver Fans forderten jeweils ihren Klub auf, sich ebenfalls nicht zu beteiligen. In vielen Stadien hingen #Bildnotwelcome-Banner, die die Aktion des Boulevardblatts für heuchlerisch hielten und den Umgang des Chefredakteurs Kai Diekmann mit dem FC St. Pauli ekelhaft fanden.

Und was macht Sky? Es schweigt. Wie sich das in einer guten Partnerschaft gehört. Kein Wort am Freitag beim Spiel Mainz gegen Hoffenheim – obwohl im Mainzer Block omnipräsent ein paar Grüße an die Bild hingen. Kein Wort am Samstag bei der Konferenz. Keine Fragen an die Klubs, warum sie trotz der Proteste ihrer Fans mitmachten. Keine Frage an Ligaverantwortliche, warum sie sich überhaupt beim Thema Solidarität mit Geflüchteten in ein Boot mit der Bild setzen mussten.

So sieht er aus, der Journalismus in Zeiten exklusiver Partnerschaften, in denen die Berichterstatter nicht mehr sind als die Promoter des Bericht­erstattungsgegenstands. Sky, ARD und ZDF zahlen viel Geld für Bundesliga-, DFB-Pokal-, Champions-League-, WM- und EM-Rechte. Die Verbände sind die reichen Sugar-Daddys – die Sender die jungen Dinger, die hoffen, es noch durch die nächste Kurve zu schaffen. Da kann es nicht schaden, sich jetzt schon mal möglichst gefügig zu zeigen. Die nächste Rechtevergabe steht schließlich immer kurz bevor.

Die Frage ist: Wozu brauche ich als Zuschauer die Sender noch? Wozu noch zwischengeschaltete Instanzen, die einem eine ernsthafte Auseinandersetzung vorgaukeln? Warum nicht gleich eine Art Liga-TV gucken? Profilloser und unkritischer kann es eh nicht mehr werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen