LeserInnenbriefe:
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„Rasthaus“ für Frauen
betr.: „Frauen auf der Flucht“, taz vom 18. 9. 15
Wie in dem Artikel berichtet, ist die Situation von Frauen auf der Flucht noch belastender als die der Männer. Immer wieder werden Frauen auf ihrer Flucht Opfer sexualisierter Gewalt – meist durch Schlepper und Grenzbeamte. So ist es kein Zufall, dass Frauen von den Schleppern meist sorgfältig auf die unterschiedlichen Lastwagen und Autos verteilt werden. Sie fungieren dann als eine Art „sexuelles Wechselgeld“: Sie werden regelmäßig von Polizisten und und anderen Sicherheitskräften vergewaltigt. Und in den illegalen Unterkünften in den städtischen Knotenpunkten der Migranten, wo sie auf eine Möglichkeit der Weiterreise warten, wird Sex von Seiten der Vermieter oftmals selbstverständlich erwartet. Viele Frauen werden ungewollt schwanger, stecken sich mit Aids an. Wenn sie Kinder haben, sind sie darüber zusätzlich erpressbar. Das Netzwerk Afrique-Europe Interact hat deshalb im Februar dieses Jahres eine Wohnung in der marokkanischen Hauptstadt Rabat angemietet, wo Migrantinnen zumindest für eine gewisse Zeit in Sicherheit sein können, um zur Ruhe zu kommen und eine Perspektive zu entwickeln. Bei diesem „Rasthaus“ handelt es sich um einen sicheren Ort für mindestens sieben Frauen plus Kinder. CHRISTIANE BERG,Münster
Was geht und was nicht geht
betr.: „Asylstandards sind nicht zu halten“, taz vom 21. 9. 15
Es ist beruhigend, wie sich nun allenthalben Ernüchterung in der Migrationsdebatte breitmacht. Das Interview mit Boris Palmer steht da in einer Reihe mit Aussagen von Sigmar Gabriel und sogar aus der Linkspartei. Nachdem man sich nach beiden Extremen hin abgegrenzt hat, sowohl zum „Alle rein“ als auch zum „Alle raus“, kann man endlich über das Wie der weiteren Migration reden, kann differenzierend auf Asylsuchende, Kriegsflüchtlinge, Arbeitsmigranten, Familiennachzügler blicken. Kann außerdem das Thema vernetzen mit Städtebau, Bildung, Löhne, Werte, Europa. Und sich im Austausch ehrlich machen über das, was geht, und das, was nicht geht. Das emotionale „Willkommen“ konnte immer nur der Anfang sein, die Konditionen der Aufnahme und des Bleibens müssen rein sachlich begründet werden. Und das wird auch heißen, dass so manche Migranten Deutschland wieder verlassen müssen. So wird sich eine Einwanderungskultur ausbilden, die länger trägt und breiter getragen wird. MAIK HARMS, Hamburg
Sprache der Rechtsaußen
betr.: „Asylstandards sind nicht zu halten“, taz vom 21. 9. 15
Boris Palmer spricht die Sprache der Rechtsaußen: „Das hat auch damit zu tun, dass so viele Menschen von Deutschland motiviert wurden, die Reise hierher anzutreten.“ Ja, das wurden sie, von einem Land, in dem Recht und Gesetz gilt, in dem es Zugänge zu Arbeitsmarkt, Gesundheitssystem und eine Perspektive gibt. „Mehr sichere Herkunftsländer“ bedeutet, dass man Deutschland für die Zuwanderung vor allem von Roma schließt. Das ist praktizierter Antiziganismus. Kontingente sind das Gegenteil vom individuellen Recht auf Asyl. Kontingente sind Almosen, Gnade. Die andere Lösung wäre: sie menschenwürdig aufnehmen, unterbringen, eine Perspektive geben und auch dafür sorgen, dass sie nicht mehr fliehen müssen. Das ist allerdings nicht so einfach, wie am rechten Rand zu fischen, nur weil grad wieder Wahlen sind. Das würde eine menschengerechte Haltung einfordern. Die muss ihm irgendwo zwischen Landtag und OB-Sessel abhandengekommen sein. JÖRG RUPP, Malsch
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