: Frustrierte Puppen
Fast so sympathisch wie‘s Herrchen: „Puppetmastaz“, die erste HipHop-Toygroup der Welt, sind genauso mies gelaunt wie die, deren Musik sie jetzt im Knust toppen wollen
Die Geschichte klingt wie aus dem Märchen, ist aber absolut wahr: Als Anfang der neunziger Jahre Mr. Maloke, ein Maulwurf mit großer Nase, nach Berlin zog, war es so schlimm um den deutschen HipHop bestellt, dass er beschloss, eine eigene Crew auf die Beine zu stellen. Mitstreiter hatte er schnell gefunden – und einen Namen auch: Puppetmastaz sollte sie heißen, die erste Toygroup der Welt.
Der Erfolg von Maloke und seinen Sidemen Big Eye, Pit, Croucho, Wizard, Rhyme Q, Snuggles und Turbot the Toad war nicht abzusehen, aber irgendwie ja doch: Ein Genre, das gerne mit der Fahne des Authentischen wedelt, das brauchte einfach ein paar Puppen, die sagen, wo‘s langgehen soll.
Doch eigentlich sind diese HipHop-Puppen gar nicht so viel anders als die Menschen: Sie sind meistens mies gelaunt, haben Weltherrschaftspläne, denken viel an Sex, müssen sich aber meistens mit Bier begnügen. Sie merken schon: Ganz jugendfrei ist dieses HipHop-Kasperltheater nicht – und musikalisch durchaus ernst zu nehmen.
Tatsächlich ist deren zweites Album Creature Shock Radio ein Beleg dafür, wie international und up to date HipHop aus Deutschland klingen kann. Also nix von wegen Verniedlichung des HipHop, diese Handpuppen sind absolut street tough, dürfen garantiert in jeden Club und haben ihre HipHop-Lektion sauber gelernt: Beinahe klassisch klingen die finster bis funkigen Elektro-Beats der Puppetmastaz, die so ziemlich alles toppen, was echte Menschen produzieren. Sogar Vergleiche mit den allerspleenigsten HipHop-Produktionen laufen ins Leere: Die Puppetmastaz sind wirklich einzigartig.
Im Knust kann man sie jetzt rappen sehen. Am gleichen Abend spielen die Bands Kissogram und Jeans Team in der Tanzhalle St. Pauli. Besucher mit Stempel des Puppetmastaz-Konzerts erhalten hier ermäßigten Eintritt. Marek Storch
Do, 10.11., 20 Uhr, Knust
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