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Archiv-Artikel

Legasthenie-Gen identifiziert

BONN dpa ■ Etwa fünf Millionen Deutsche haben große Schwierigkeiten, lesen und schreiben zu lernen. Erbanlagen scheinen eine wichtige Rolle bei Legasthenie zu spielen. Wissenschaftler der Universitäten Marburg, Würzburg und Bonn haben jetzt zusammen mit schwedischen Kollegen bei deutschen Kindern mit einer schweren Lese-Rechtschreibschwäche erstmals den Beitrag eines spezifischen Gens nachweisen können. Wie es genau zur Störung beiträgt, ist noch nicht bekannt. Möglicherweise spielt die Erbanlage bei der Wanderung von Nervenzellen im sich entwickelnden Gehirn eine wichtige Rolle.

Trotz guter Intelligenz und regelmäßigem Schulbesuch scheitern Legastheniker daran, Texte zu lesen und sich schriftlich mitzuteilen. Bei vielen Kindern wird die Lese-Rechtschreibschwäche zu spät erkannt – meist erst dann, wenn sie auf Grund der ausgeprägten Schulschwierigkeiten psychische Störungen entwickeln. Über mehrere Jahre hatten Kinder- und Jugendpsychiater nach Familien gefahndet, bei denen mindestens ein Kind von einer Lese-Rechtschreibschwäche betroffen war. „In Blutproben der Familien suchten wir dann nach Kandidatengenen – und wurden fündig“, erklärte Privatdozent Gerd Schulte-Körne. Das Gen liege in einer Region von Chromosom 6. Diese wird in Zusammenhang mit der Lese-Rechtschreibschwäche gebracht.

Dem deutsch-schwedischen Team gelang in dieser Region die Identifizierung eines einzelnen Gens, das bei deutschen Kindern einen wichtigen Beitrag zur Entstehung einer Legasthenie zu leisten scheint. „Dieses so genannte DCDC2-Gen spielt anscheinend bei der Wanderung von Nervenzellen im sich entwickelnden Gehirn eine Rolle“, erläuterte Markus Nöthen von der Universität Bonn. Bei Legasthenikern ist das DCDC2-Gen häufig verändert.