Kristof Magnusson liest
: Ich war das nicht

Die Figuren: Ein Investment-Banker, eine Übersetzerin auf der Flucht vor dem schön eingerichteten Leben mit Weinklimaschrank und Salzmühle und ein international gefeierter Schriftsteller mit Schreibblockade und Altersangst. Die Wege kreuzen sich, und am Ende weiß man nicht, ob es gut ausgegangen ist oder sich die Hölle nur wieder als Champagnerseligkeit verkleidet.

Der isländische Autor Kristof Magnusson hat mit „Ich war das nicht“ einen Roman geschrieben, der sich wunderbar in die diesjährige Literarische Woche zum Thema „Gier und Gefühl“ einfügt. Die Süddeutsche Zeitung fand das Buch „raffiniert unprätentiös“, der Rezensent der taz wiederum bemängelte flache Figuren, ein „Horrorkabinett des Stereotypenbaukastens“.

Wobei der Vorwurf der Stereotypie, der auch Elfriede Jelinek und zuletzt Rainald Goetz gemacht wurde, inzwischen wohl als Indikator dafür verstanden werden darf, dass es hier jemand gelungen sein könnte, Wirklichkeitsnähe herzustellen. Stereotype Figuren trifft man in der Realität nämlich geballt – und leider viel zu selten in der Literatur, in der eine komplexe Charakterzeichnung noch immer als Ausweis für Kunstfertigkeit gilt; wo doch im Zweifelsfall schlicht eine Verklärung vorliegt.

■ Freitag, 19 Uhr, Stadtbibliothek