VW-Betriebsräte hoffen auf Entlastung

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaf KPMG legt heute einen internen Bericht über die Korruption bei VW vor

HANNOVER taz ■ „Die Hatz auf Betriebsräte“ werde beendet, meinte IG-Metall-Chef Jürgen Peters schon vorab. Heute tagt der VW-Aufsichtsrat, dem Peters als Arbeitnehmervertreter angehört. Und man wird sich mit einem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG befassen. Monatelang hatten sich die Prüfer durch interne VW-Abrechnungen gewühlt, um herauszufinden, ob Betriebsräte tatsächlich Luxusreisen auf Firmenkosten unternommen haben – und ob die Exmanager Helmuth Schuster und Klaus-Joachim Gebauer VW-Gelder veruntreuten.

Aus Gewerkschaftskreisen ist zu hören, dass der KPMG-Bericht zumindest die heute noch amtierenden VW-Betriebsräte entlasten soll. Rund 100 Reisen haben die Prüfer demnach kontrolliert. Davon wurden nach Angaben von Peters nur 10 beanstandet. Bei 3 sollen Betriebsräte mitgefahren sein, die heute allerdings nicht mehr amtierten.

In einer Rede vor VW-Vertrauensleuten sprach Peters vorgestern denn auch von „Schmutzkampagne, Hetze und Vorverurteilung“. Es sei eine „moderne Form der Hexenverfolgung“, wenn einige Journalisten alle VW-Betriebsräte „zu korrupten Funktionären“ abstempelten. In der Tat speisen sich die Berichte über die VW-Affäre bislang vor allem aus einer eher dubiosen Quelle. Die kursierenden Angaben über hurende und im Luxus schwelgende Arbeitnehmervertreter stammen von den Ex-VW-Managern Schuster und Gebauer, die selbst der Untreue verdächtigt werden. So sollen sie ein Geflecht von Scheinfirmen gegründet haben. VW erstattete schließlich Strafanzeige gegen die Manager, was die Affäre erst ins Rollen brachte.

Die Staatsanwalt Braunschweig als bislang einzig seriöse Quelle informiert dagegen weiter äußerst sparsam. Sie ermittelt inzwischen gegen zehn Beschuldigte. Allen werde Untreue oder Beihilfe dazu vorgeworfen, sagte Sprecher Klaus Ziehe. Nur am Rande spiele der Vorwurf eine Rolle, dass Betriebsräte gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstoßen haben könnten, indem sie Vergünstigungen annahmen.

Unstreitig scheint zu sein, dass VW Gelder in Millionenhöhe abhanden gekommen sind. Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass der größte Schaden durch die Scheinfirmen von Gebauer und Schuster entstanden ist. Allerdings soll auch ein Millionenbetrag durch „Reisen, Spesen und Veranstaltungen“ abhanden gekommen sein, wie Staatsanwalt Ziehe die Bordellbesuche der Betriebsräte zurückhaltend nennt.

Die Staatsanwaltschaft hat eine etwas andere Sichtweise auf die Affäre als IG-Metall-Chef Peters. Zwei Beschuldigte seien weiter als VW-Betriebsräte in Hannover aktiv – das sind der niedersächsische SPD-Landtagsabgeordnete Günter Lenz und ein bislang Ungenannter. Sie haben zwar nicht an Luxusreisen teilgenommen, ihnen wird jedoch offenbar angelastet, dass sie auf Firmenkosten an Vergnügungsveranstaltungen in Hannover oder Braunschweig teilgenommen haben – für die man nicht verreisen musste.

JÜRGEN VOGES