OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Ein interessanter Film über ein ungewöhnliches Musikfestival: Für „All Tomorrow’s Parties“ kompilierte Jonathan Caouette Filmmaterial aus zehn Jahren eines Festivals, das die Band Belle & Sebastian 1999 in einem Ferienlager an der britischen Südküste initiierte. Seitdem fungiert jedes Jahr eine Band oder ein Musiker als Kurator und stellt das Programm nach eigenem Geschmack und jenseits gängiger Vermarktungsstrategien zusammen. Wie sagt der Veranstalter so schön: „Es ist, als ob man seine Plattensammlung nimmt und sie auf die Bühne stellt.“ Wer also schon immer wissen wollte, was Mogwai, Portishead, Thurston Moore oder Warren Ellis von Grinderman („I used to like Nick Cave & The Bad Seeds until I joined them“) für Musik mögen, hat hier die Möglichkeit, das herauszufinden. Dabei darf man allerdings keine ununterbrochenen Musikperformances erwarten, vielmehr versucht der Film mittels Multiscreen-Ästhetik ein Porträt des Festivals als zwangloses non-kommerzielles Get-Together von Musikern und Fans zu zeichnen. Ein bisschen hippiehaft ist das schon (Bärte scheinen auch wieder mächtig in Mode zu kommen), aber die wilde Musikmischung wiegt das auf. (OmU, 17. 12. White Trash Fast Food)

Der schönste Film des abgelaufenen Jahres ist eigentlich nur ein Teil eines Films: die ersten zehn Minuten des Pixar-Animationswerkes „Oben“, die, überwiegend als Montagesequenz gestaltet, das Leben des mittlerweile alt gewordenen Grantlers Carls mit seiner Frau Ellie von der Kindheit bis zu Ellies Tod nachvollzieht. Vom Zusammentreffen des schüchternen Jungen Carl mit der lebhaften Ellie durch die gemeinsame Begeisterung für den Abenteurer Charles Muntz, über die schlaglichtartig eingeworfenen Schicksalsschläge (etwa wenn sich herausstellt, dass das Paar keine Kinder bekommen kann) und die aus finanziellen Gründen immer wieder verschobene Traumreise nach Paradise Falls in Südamerika wird in nur wenigen Minuten ebenso anrührend wie komisch von den kleinen Freuden des Alltags und dem liebevollen Umgang der beiden miteinander erzählt. Die eigentliche Story nach dieser fantastischen Exposition, in der Carl und der kleine Pfadfinder Russell dann tatsächlich nach Paradise Falls fliegen, ist konventioneller, bleibt jedoch mit seinen ungewöhnlichen Helden immer charmant. (19.–20. 12. Sputnik; 20. 12. Rollberg, FT am Friedrichshain, Kulturbrauerei)

Das Prinzip der Zeichentrickfilme um den vom schwedischen Kinderbuchautor Sven Nordqvist erfundenen exzentrischen Erfinder Petterson und seinen Kater Findus ist immer das gleiche: Findus steht für das abenteuerlustige Kind, das Petterson mit seinem Wissensdurst ordentlich auf Trab hält. So auch in „Morgen, Findus, wird’s was geben“ (2005), in dem von Pettersons zunehmend verzweifelten Versuchen erzählt wird, eine komplexe Weihnachtsmaschine zu bauen, mit der er seinem Kater eine Freude bereiten will. Natürlich geht das eigentlich auch weniger kompliziert, doch das muss man erst einmal herausfinden. (17.–23. 12. Bali, 19.–20. 12. New Yorck) LARS PENNING