Die BSR muss ihren Müll leiser sortieren

URTEIL Anwohner klagen erfolgreich gegen Lärm auf dem BSR-Recyclinghof in Prenzlauer Berg

„Jeden Morgen wird man um 5.30 Uhr von Müllautos geweckt“

EIN ÜBERMÜDETER ANWOHNER

80 Jahre und kein bisschen leise – seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts wird auf dem Gelände der Berliner Stadtreinigung (BSR) an der Behmstraße in Prenzlauer Berg hörbar Müll angeliefert und abgeladen. Vor sieben Jahren haben erstmals mehrere AnwohnerInnen dagegen geklagt und eine schärfere Lärmbegrenzung gefordert. Dem hat das Verwaltungsgericht Berlin jetzt überwiegend stattgegeben.

Die Lärmbelastung durch den Betrieb der Anlage muss laut Gericht künftig auf 55 Dezibel am Tag und 40 Dezibel in der Nacht begrenzt werden. Der Lärm der an- und abfahrenden BSR-Fahrzeuge darf tagsüber 64 Dezibel und nachts 54 Dezibel nicht überschreiten.

Die KlägerInnen hatten in diesem Punkt eine Begrenzung auf 59 und 49 Dezibel gefordert. Denn gerade durch diesen Verkehr entstehe „tierischer Lärm“, berichtet einer der Anwohner, der seit vier Jahren in der direkt angrenzenden Malmöer Straße wohnt. „Jeden Morgen wird man um 5.30 Uhr von den Müllautos geweckt, die über das Kopfsteinpflaster fahren.“ Er habe zwar beim Einzug vom Betriebshof gewusst, doch „dass es so laut ist, habe ich nicht geahnt.“

In puncto Verkehrslärm gab das Gericht der Klage jedoch nicht recht. Denn bei dem Gebiet handele es sich um eine sogenannte Gemengelage, die Wohn- und Gewerbefunktion erfülle. Zudem wurde berücksichtigt, dass der Betriebshof schon vor dem Zuzug der KlägerInnen bestanden hat.

Bei der BSR verhält man sich nach der Urteilsverkündung ruhig: „Wir müssen uns erst einmal das Urteil ansehen“, sagt BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Ohnehin sei das Urteil nicht rechtskräftig, da die Möglichkeit auf Revision beim Oberverwaltungsgericht bestehe. Das weitere Vorgehen seitens der Stadtreinigung sei noch nicht entschieden.

Innerhalb eines Monats kann gegen das Urteil Berufung beim Verwaltungsgericht angemeldet werden. Es wird sich also noch zeigen, ob Weihnachten für die AnwohnerInnen des Betriebshofes eine stille Nacht wird.

JAN MOHNHAUPT