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Archiv-Artikel

Kurzkritik: Tiger Lou & Geoff Farina Radiohead auf Speed

Zeiten ändern sich: Bei der letzten gemeinsamen Tour traten Tiger Lou im Vorprogramm von Geoff Farina auf, dieses Jahr war es umgekehrt. Farina spielte sich im gut gefüllten Römer mit der Akustikklampfe durch ein gutes Dutzend filigraner Folksongs und arbeitete weiter an seinem Ruf als unprätentiöseste Rampensau des Indie-Universums. Zwölf Jahre war er Frontmann von Karate, deren jazziger Indie-Rock als Geheimtipp in die Musikgeschichte der 90er-Jahre eingehen wird.

Zwischen den Songs hörte man von Farina nicht viel. Der nächste Titel sei Bob Dylan gewidmet, der hier „about the situation in America“ – und es folgte ein weiterer Beleg dafür, dass es auch vor einem in Erwartung des Hauptacts aufgeregten Publikum möglich ist, leise und berührende Musik zu spielen.

Während die Postrockhelden der Neunziger sich vermehrt auf Folktraditionen besinnen, schrammelten Tiger Lou unbekümmert drauf los – als hätte sich einer erbarmt und Radiohead einen Teelöffel Speed in den Kakao geschüttet. Aufgeweckter Weltschmerz-Pop in leicht angezogenem Tempo.

Nach dem Konzert ließ ein euphorisierter Fan nicht locker, bis er mit der Band aufs Foto durfte. Während Geoff Farina wahrscheinlich schon im Hotel saß und einen formvollendeten Song über die unerfüllte Liebe eines Bremer Mädchens zu einem schlacksigen Gitarristen schrieb.

Benjamin Moldenhauer