Weltweite Proteste gegen den Iran: Trauerfeier für Opfer beantragt

In vielen Städten gab es Kundgebungen für die Menschenrechte im Iran. In Teheran griffen Polizei und Miliz Protestierende an. Die Führer der Opposition beantragten eine offizielle Trauerfeier für die Opfer.

Ein Junge schreit seine Wut auf einer Demonstration in New York heraus. Bild: ap

TEHERAN/BERLIN ap | Begleitet von Solidaritätskundgebungen in aller Welt haben sich in Teheran erneut Anhänger der iranischen Opposition auf die Straße gewagt. Sie protestierten am Samstag im Norden der iranischen Hauptstadt gegen das umstrittene amtliche Ergebnis der Präsidentenwahl und riefen "Tod dem Diktator", bevor sie von Polizisten und Angehörigen der regierungstreuen Basidschi-Miliz angegriffen wurden. Weltweit demonstrierten Tausende für die Menschenrechte und gegen die Niederschlagung der Proteste im Iran.

Allein in Berlin und Frankfurt gingen jeweils mehrere hundert Menschen auf die Straße. In Frankfurt bildeten die Demonstranten eine Lichterkette in der Innenstadt, in Berlin legten die Demonstranten laut Amnesty International zum Gedenken an die seit der Wahl getöteten Menschen weiße Blumen nieder. Die Menschenrechtsorganisation spricht von mindestens 30 Toten. Mehr als 2.000 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge festgenommen, mindestens 40 Journalisten und Blogger sind inhaftiert.

Bei einer Kundgebung vor hunderten Menschen in Amsterdam rief die iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi die internationale Gemeinschaft auf, das amtliche Ergebnis der Wahl nicht anzuerkennen, bei der Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Amt bestätigt wurde. Sie forderte eine neue Abstimmung unter Aufsicht der Vereinten Nationen.

In London versammelten sich rund 600 Demonstranten vor der iranischen Botschaft. In Brüssel führten Protestierende Plakate mit Fotos von Inhaftierten oder Getöteten mit sich, darunter von Neda Agha Soltan, die nach ihrem Tod zu einem Symbol der Protestbewegung wurde. In Paris gingen ebenfalls hunderte Menschen auf die Straße. Auch vor dem UN-Sitz in Genf und in Rom wurde demonstriert, außerdem in zahlreichen weiteren Städten von Tokio über Stockholm bis Washington und Sao Paulo.

Die Demonstranten riefen die Regierung in Teheran zu einem Ende ihres harten Vorgehens gegen die Opposition auf und forderten die Freilassung Hunderter Menschen, die nach der Präsidentenwahl am 12. Juni festgenommen wurden. Sie forderten weiter, umgehend Medien- und Versammlungsfreiheit herzustellen und die Verantwortlichen für die Gewalt der vergangenen Wochen zur Rechenschaft zu ziehen.

In Teheran stiegen bei Einbruch der Dunkelheit zahlreiche Menschen auf ihre Dächer und riefen offenbar mit Blick auf die internationalen Proteste: "Mutige Nachbarn, danke für eure Unterstützung!"

Die iranische Opposition warf den Behörden unterdessen vor, Demonstranten und Aktivisten gefoltert zu haben. Damit sollten Geständnisse der Festgenommenen erpresst werden, hieß es einem Schreiben, das am Samstag von Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi, dem ehemaligen Präsidenten Mohammad Chatami und 67 weiteren prominenten Reformern an Geistliche in der Theologenstadt Kom geschickt wurde. Die Kleriker sollten Druck auf die Regierung ausüben, damit die Festgenommenen wieder auf freien Fuß kommen.

Die Opposition will außerdem eine Trauerfeier für die Opfer der Proteste halten. Mussawi und der ebenfalls unterlegene Präsidentschaftskandidat Mahdi Karrubi beantragten am Sonntag eine entsprechende Genehmigung beim Innenministerium.

Die Familien der Opfer waren angewiesen worden, ihre Angehörigen nicht öffentlich zu beklagen. Die geplante Trauerfeier solle am Donnerstag in Teheran stattfinden, sagte ein Berater Mussawis der Nachrichtenagentur AP. Reden seien mit Blick auf die Bedenken der Behörden nicht geplant, sondern es werde lediglich aus dem Koran zitiert.

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