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Archiv-Artikel

Langsam leert sich das Papageienhaus

WOHNEN Die Tage des Jakobushauses sind gezählt: das Übergangswohnheim für Wohnungslose wird noch in diesem Jahr aufgelöst, über die Notunterkünfte und einen eventuellen Umzug wird verhandelt

Von KLN
„Das Problem kann man nur lösen, wenn günstiger Wohnraum geschaffen wird“

BERTOLD REETZ, INNERE MISSION BREMEN

Das Jakobushaus, das wegen seiner buntbemalten Fassade auch Papageienhaus genannt wird, schließt in diesem Jahr sein Übergangswohnheim für wohnungslose Männer. Die Bewohner ziehen in Wohnungen um, die bis Ende 2013 geschaffen werden sollen. Bertold Reetz, Leiter der Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission Bremen, nennt den Übergang vom stationärem zum ambulantem Wohnen eine „zeitgemäße“ Entwicklung.

Die Wohnungslosen sollen mithilfe der Gewoba in Ein- bis Zwei-Zimmer-Appartements untergebracht werden. Susanne Wendland, sozialpolitische Sprecherin der Bremer Grünen-Fraktion, begrüßt den Schritt: „Die ambulante Unterbringung ist menschenwürdiger.“

16 Wohnplätze sind schon vorhanden, 54 sollen es werden. Ein langer Weg – doch Bertold Reetz ist zuversichtlich. Es sei gesichert, dass alle Bewohner des Übergangswohnheimes „peu à peu“ in eigene Wohnungen umziehen können, und das bis Ende des Jahres.

Dabei soll der Kostenrahmen von fünf Millionen Euro, der der Wohnungslosenhilfe jährlich zur Verfügung steht, nicht überschritten werden. Ob das klappt, bezweifeln sowohl Wendland als auch Reetz: „Es kann sein, dass in der Umstellungszeit höhere Kosten auf uns zu kommen“, wendet die Politikerin ein. Bertold Reetz stimmt zu: „Ambulante Betreuung ist erst mal teurer.“

Für die Innere Mission ist die Schließung eine „wesentliche Verbesserung“ – aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aktuell leben in Bremen rund 500 wohnungslose Menschen. Gründe dafür sind nicht nur persönliche Probleme oder Süchte, sondern auch der begrenzte Wohnungsmarkt im unteren Preissegment. In den nächsten Jahren sollen deshalb 700 bezahlbare Wohnungen entstehen. „Das ist der Wille der Politik“, erklärt Reetz. „Das Problem kann man nur lösen, indem man günstigen Wohnraum schafft.“

Die Notunterkunft, die sich ebenfalls im renovierungsbedürftigen Jakobushaus befindet, ist die nächste Baustelle der Inneren Mission. Bis Ende März soll mit der Stadt geklärt werden, ob auch sie in ein anderes Gebäude verlegt wird. Für diesen Fall wünscht sich Reetz „höhere Standards“. Um den Wohnungslosen den Schritt von der Straße in diese Unterkunft zu erleichtern, gäbe es hier abschließbare Einzelzimmer und nur in seltenen Fällen Mehrbettzimmer.

Denkbar wäre auch eine Zusammenlegung mit der Notunterkunft für Frauen. Das sei „energetisch“ von Vorteil, sagt Reetz, und würde Kosten sparen. Eine strenge Trennung zwischen Frauen- und Männerwohnheim sei aber dennoch vonnöten und ein großes Anliegen der Inneren Mission.  KLN