: Die paar Millionen …
Im Pay-TV-Kanal 13th Street erklären Thomas Leif und Jürgen Doetz, was Schleichwerbung ist (21.50 Uhr)
Haben Sie auch nie so richtig begriffen, worum es bei diesem Gedöns um die Schleichwerbung im Fernsehen eigentlich geht? Macht nix. Kann man sich ja erklären lassen. Zum Beispiel von Thomas Leif, Vorsitzendem des Investigativclubs Netzwerk Recherche, und von Jürgen Doetz, „Old Man“ der Privatfernsehen-Lobby. Nützlich wäre dann noch einer wie Michel Friedman, der das moderiert und ganz naive Fragen stellt, die aber gar nicht so leicht zu beantworten sind.
Und weil es diese Diskussionsrunde tatsächlich gegeben hat, allerdings bloß beim Pay-TV-Gruselsender 13th Street, der sich ein paar Mal im Jahr einen eigenen Friedman-Talk mit dem Titel „Im Zweifel für …“ leistet, aber von kaum jemandem gesehen werden kann, fassen wir anlässlich der Wiederholung heute Abend kurz mal zusammen, worum es geht. Um unterschiedliche Interessen, um Ehrlichkeit und sauberen Journalismus.
Doetz jedenfalls ist schon mal erstaunlich ehrlich, wenn er zugibt, dass die Sender es mit dem Schleichwerbeverbot bisher nicht ganz so ernst genommen haben. „Wenn die Notwendigkeit zur Refinanzierung stark ist, ist man auch bereit, in Grenzbereiche vorzustoßen“, erklärte der Ex-Sat.1-Geschäftsführer, der erreichen will, dass Product-Placement auch in Deutschland legalisiert wird, zumindest bei fiktionalen Programmen. In den USA sei das schließlich längst erlaubt und deshalb in Spielfilmen, die auch im deutschen Fernsehen laufen, kaum vermeidbar. „Ob Sie es wollen oder nicht: Der deutsche Zuschauer wird auch zukünftig mit Product-Placement konfrontiert werden.“
Berufsrechercheur Leif ist anderer Meinung: „Ich will keine Beiträge sehen, die Pharmaunternehmen bezahlt haben, weil sie eines ihrer Medikamente promoten wollen. Das ist unseriös. Auf Dauer schaden sich die Sender damit.“ Leif spricht gerne vom „großen Scheunentor“, das sich öffne, wenn Placements in bestimmten Fällen erlaubt seien, und das dann nicht so leicht wieder zuzukriegen sei. So schnell wird man sich also wohl nicht einig werden.
Friedman immerhin brachte die Diskutanten kurzzeitig aus dem Konzept, etwa, als er Leif fragte, ob man nicht auch verbieten müsse, dass die Autos der Politiker in den Nachrichten gezeigt werden, weil die Marke zu erkennen sei. Na ja – man könne nicht vollständig ausblenden, dass man in einer Welt der Werbung lebe, holperte Leif daraufhin. An Doetz richtete sich die Frage, warum die Sender, denen es doch wirtschaftlich wieder ganz gut gehe, nicht auf die paar Millionen verzichteten, die man mit Placements eingenommen habe. Ach was, Millionen, die Summen lägen bei den Privaten weit darunter, entgegnete Doetz – und hatte einfach keine passende Antwort parat. P. SCHADER