: Wie der Schlüssel Wappen wurde
GESCHICHTE Vom Streit zwischen Bürgern und Bischof zum Gullydeckel – ein Buch erhellt den Weg des Bremer Stadtsignets durch die Jahrhunderte
Vielleicht muss man Bremen aus der Ferne erleben, um eine eigentümliche Zuneigung, ja, Liebe, zum Bremer Schlüssel zu empfinden, der als städtisches Signet – unter anderem – Gullydeckel, den Schriftverkehr von Senat und Bürgerschaft und hunderte Stuhllehnen in der oberen Halle des Bremer Rathauses ziert.
Fritz Lohmann ist, so sagte er es gestern selbst, ganz verliebt ist in den Schlüssel und hält immer nach ihm Ausschau, wenn er denn in der Stadt ist. Lohmann, 1935 als Sohn aus Bremen stammender Eltern in Washington DC geboren, vom zehnten Lebensjahr an hier aufgewachsen und zwanzig Jahre später als Jurist ins Rheinische gezogen, hat jetzt ein Buch über Bremens Wappen verfasst. Zwar der Liebe entsprungen, aber kein Buch über die Liebe, sondern ein leicht zu lesendes Geschichtsbuch über den Schlüssel und wie er wurde, was er ist.
Auslöser dazu war eine andere Liebe, die nämlich von Lohmanns damaliger Braut zu ihm. Verträumt, so scheint es, standen die beiden vor dem Haus der Handelskammer am Schütting, und da fragte sie ihn, warum, ja, warum denn nun Bremen diesen Schlüssel als Kennzeichen trage. Getreu der Devise, dass es keine dummen Fragen gibt, machte sich Lohmann an eine gründliche Archivrecherche und verfasste – seiner Verlobten gewidmet – einen kleinen Aufsatz als, ja, Geschenk zur Feier des Eheversprechens.
Nun, längst im Ruhestand, immer noch aber in Bergisch-Gladbach wohnend, hat er daraus ein Buch gemacht: In „Das Bremer Wappen“ erzählt er die Geschichte des Schlüssels, vor dessen Einführung 1366 ein handfester Streit zwischen dem seinerzeitigen Bischof Albert II. und Bremens Bürgern über die Macht in der Stadt stand. An dessen Ende siegte der Stadtrat und ersetzte das Abbild des Bischofs aus dem bisherigen Siegel an der Seite Karls des Großen durch Petrus. Und der trägt die Himmelsschlüssel, aus denen man seinerzeit einen machte. Vorerst noch kaum sichtbar am Rande, heute im Mittelpunkt.
Lohmann beschreibt, warum einst eine Krone übers Wappen kam, obwohl Bremen mit seiner selbstbewussten Bürgerschaft nie Fürstenreich war, er erhellt, wie der clevere Napoléon Bremen ein Wappen verpasste, das er auch an Dutzende andere Städte gegen Zahlung einer deftigen Lizenzgebühr verkaufte, um Geld zu scheffeln. Ganz nebenbei berichtet Lohmann von der Entstehung der „Speckflagge“ und fand eine vergessen Stadthymne. FEZ
Fritz Lohmann, Das Bremer Wappen. Vom Himmelsschlüssel zum Stadtsignet, Edition Temmen, 176 S., 137 Abb., 14,90 Euro