: Die Grünschleichen
VERKEHR Die Grünen wollen ein allgemeines Tempolimit von 30 km/h in Bremen und Europa
Die Grünen wollen die Verkehrssicherheit durch ein städtisches Tempolimit von 30 km/h erhöhen. Bereits beauftragt hat die Bürgerschaft den Verkehrssenator, ein „integrierten Konzept Verkehrssicherheit“ zu erstellen.
■ 3.109 Verunglückte im Straßenverkehr gab es 2011 in der Stadt Bremen, darunter 317 Schwerverletzte. 13 Fahrradfahrer und Fußgänger wurden getötet.
■ Ein Fahrrad- und ein Motorradfahrer starben 2011 in Bremerhaven, bei insgesamt 663 Unfallopfern, darunter 82 Schwerverletzte.
Mit Tempo 30 durch die Stadt – wenn’s nach den Bremer Grünen geht, ist das die Zukunft des Autoverkehrs. Sicherer sei’s und leiser auch. So beschloss es die Landesmitgliederversammlung am Donnerstag.
„Überlebenschancen“, so heißt es in dem Antrag, die gebe es bei einem Zusammenprall von Mensch und Auto bei 60 km/h „eigentlich nicht mehr“. Hingegen „bei 30 km/h betragen sie 70 Prozent“. In Wohngebieten und auf allen einspurigen Straßen fordert die grüne Partei daher, die erlaubte Geschwindigkeit stadtweit abzusenken. In einem zweiten Schritt unterstützt der Landesverband eine Europäische Bürgerinitiative für ein allgemeines Tempolimit von 30 km/h in der Stadt. Ausnahmen für Hauptverkehrsstraßen und Wirtschaftsverkehr sollen allerdings möglich sein.
„Nicht praktikabel“ ist das für Nils Linge vom ADAC Weser-Ems. Man könne „rumspinnen“, aber: „In der Stadt gibt es ein gewachsenes Verkehrssystem, verkehrspsychologisch wird das vom Autofahrer verstanden und akzeptiert“, so Linge. „Wenn alles mit Tempo 30 zugepflastert wird, werden wir mehr Tempo-Überschreitungen haben.“
Dass es Widerstände geben werde, sei ihm klar gewesen, sagt der Grüne Ralph Saxe, der den Antrag auf der Landesmitgliederversammlung eingebracht hat. „Aber wir sehen uns in einer guten Tradition.“ Die Idee folge einer Empfehlung des EU-Parlaments, es gebe dazu einen Beschluss der SPD-Bundestagsfraktion. Die Fahrradfahrer des ADFC sowie der Verkehrsclub Deutschland und auch die Verkehrswacht unterstützten das Anliegen. Saxe, verkehrspolitischer Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion, will sich nun mit den Koalitionspartnern von der SPD besprechen, um das Tempolimit in Bremen umzusetzen. Von der Bremer SPD-Fraktion war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten.
Der grüne Verkehrssenator Joachim Lohse ist für die Idee offen. Der Antrag greife „die Sicherheits- und Lärmprobleme durch den Verkehr in der Stadt auf, erkennt aber auch an, dass Wirtschaftsverkehr und Pendlerströme fließen müssen.“ JPB