: Machtspielchen beim Kirchentag
Kleine Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche wollen Beschlussvorlage zur Umstrukturierung kippen
Bremen taz ■ „Den evangelischen Weg“ nennt es Johann Daniel Noltenius, Leiter der Kirchenkanzlei. Pastor Matthias Jander bezeichnet es als „Machtspielchen“. Wenn die Bremische Evangelische Kirche (BEK) auf dem heute beginnenden Kirchentag ihren Etat für 2006 verabschiedet, geht es um Steuerrückgang, Haushaltslöcher – und eine Umstrukturierung. Die kleinen Gemeinden würden dadurch Gelder verlieren. Das aber wollen sie nicht hinnehmen.
Die Zahlen freilich sind eindeutig: Ein Defizit von 8,2 Millionen Euro im 61-Millionen-Etat muss die BEK ausgleichen. Bevölkerungsentwicklung und Steuergesetzgebung seien Schuld am erneuten Minus, sagte Schatzmeister Jürgen Albrecht am Dienstag. Gestemmt werden soll das durch einen Überschussanteil, aber auch den Griff auf die Rücklagen selbst in Höhe von 5,7 Millionen Euro. Ein letztes Mal. „Auf Dauer ist das nicht zu halten“, sagte Albrecht.
Die bereits beschlossenen Kürzungen beim Personal helfen offenbar nicht weiter. Nun will man bis 2009 schrittweise an die Schlüsselzuweisungen gehen, Sachkosten zumeist. Diese sind bislang mit einem Sockelbetrag versehen, bei dem die Gemeindegröße keine Rolle spielt. Das soll nun anders werden. Bis zu 25 Prozent verlören die kleinsten der 68 Gemeinden dadurch, null Prozent die großen. Nicht mit uns, sage da die Kleinen.
Dabei geht es im Streit um bescheidene 300 000 Euro. Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz, Schriftführer im Ausschuss, betont, dass die bisherige Mittelvergabe ungerecht war und es „nicht darum geht, Kirchen aufzugeben“. Doch genau das befürchten die Kritiker, sie wollen die Strukturen in den Stadtteilen erhalten.
Pastor Ulrich Leube von der Jonas-Gemeinde, 1280 Mitglieder, hat daher einen „gut vorbereiteten Antrag“ eingebracht, der die Vorlage kippen soll. „Auch die Großen müssen sich am Sparkurs beteiligen“, sagt er. Kollege Jander erkennt im evangelischen Weg ein „Druckmittel zur Zwangsfusion, zur Not eben über Strom, Wasser und Briefpapier“. Eine Zusammenarbeit aber sollte aus inhaltlichen Gründen entstehen, meint er. „Nicht weil wir unsere Kirche nicht mehr heizen können“. amg