: Gut für die Kinder, aber nicht genug
QUEER Lob und Kritik nach Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Stiefkindadoption
Landespolitiker und Vertreter von Verbänden haben unterschiedlich auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts reagiert, das homosexuellen Lebenspartnern die Stiefkind-Adoption ermöglicht. Integrationssentorin Dilek Kolat (SPD) erklärte, Berlin setze sich schon lange für die Rechte von Kindern in Regenbogenfamilien ein. „Umso mehr freue ich mich, dass nun ein weiterer Schritt getan ist, um Kinder, die bei lesbischen Müttern oder schwulen Vätern aufwachsen, genauso zu behandeln wie Kinder heterosexueller Eltern.“ Auch der regulären Adoption durch Lebenspartnerschaften und der Homo-Ehe stehe nun nichts mehr im Wege, so Kolat.
Anstöße auf Bundesebene
Martin Och, Landesvorstand der Lesben- und Schwulenunion Berlin, bezweifelt, dass diese Themen schon mehrheitsfähig sind: „Das traditionelle Familienbild ist immer noch vorherrschend“, so Och. Die CDU wolle das durch gesellschaftlichen Dialog allmählich ändern. Der Landesverband werde auch auf Bundesebene Anstöße liefern.
Anja Kofbinger und Thomas Birk, queerpolitische SprecherInnen der Grünen, forderten Rot-Schwarz auf, „über den Bundesrat weiter Druck auszuüben. Die bisherige Praxis, die ganz offensichtlich dem Kindeswohl und der Verfassung widerspricht, muss aufhören.“ Ähnlich sieht das Constanze Körner, Leiterin des Projektes Regenbogenfamilie beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg. Sie begrüßte das Urteil, monierte aber, dass die gemeinschaftliche Adoption durch Lebenspartnerschaften immer noch nicht zur Debatte stehe. Die politisch Handelnden, so Körner, müssten „die rechtlichen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Entwicklungen besser im Blick haben“.
IGOR MITCHNIK
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