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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

Der Name? Eine Tastenkombination auf einem Mac-Rechner. So weit, so eine Spur zu öde. Zumindest öder als sich Blumenkohltaste bzw. – die Band stammt aus England – the cauliflower key zu nennen. Zur Ehrenrettung von Alt-J sei allerdings erwähnt, dass der Patchworkpop der vier jungen Herren aus Leeds deutlich interessanter ausfällt als der Name nahelegt. Zumindest wird man auf der Suche nach Referenzen mal hierhin, mal dorthin geschickt und bleibt damit selbst in Bewegung. Hier ist der Ort, an dem sich halbakustische Gitarren mit Samples und Synthesizern zu schwelgerischem Dreampop verbinden; dort ist, wo die gute britische Artrock-Schule à la Moody Blues durchscheint. Zusammengehalten wird dieses nicht eben kleine Feld durch ein vornehm treibendes Schlagzeug (ohne spürbaren Crashbecken-Einsatz), die mitunter leicht quäkige, aber immer wunderbar schwebende Stimme Joe Newmans und vielstimmig geschichtete Chor-Gesänge, die den flirrenden Charakter dieser fein instrumentierten und dabei doch trocken bleibenden Lieder unterstützen. Do, 21. 2., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66

Ryan Adams hat Adrian Crowley (Foto) zweifellos einen guten Gefallen getan, als er den Iren mit der tiefen Stimme einmal als besten unbekannten Singer/Songwriter bezeichnete. Bezogen auf Irland stimmt diese Einschätzung nicht ganz, denn Crowley hat es hier mit seinen verhangenen und dunklen Songs in den vergangenen Jahren zu einer gewissen Popularität gebracht. Außerhalb des neblig-regnerischen Geschehens wurde sein Output – mittlerweile sechs Alben – allerdings erst mit der jüngsten Veröffentlichung zur Kenntnis genommen. Man denke an einen sanften Will Oldham, einen mit weniger suizidalem Schwermut ausgestatteten Nick Drake, einen modernisierten Leonhard Cohen – und höre sich genau dann Crowley an. Di, 26. 2., 22 Uhr, Nachtasyl, Alstertor 1

Geht man einmal von der Zahl der beteiligten Musiker aus, ist The Budos Band wohl mehr ein „Budos Orchester“. Die Stammbelegschaft des in frühen Zeiten als „Die Bärtigen“ auftretenden Ensembles aus Staten Island umfasst um die zehn Personen und wird bei Bedarf auch mit leichter Hand erweitert, um neben Schlagzeug, Gitarre und Bass die Fülle an Blasinstrumenten, Orgel und Percussion-Instrumenten zu bewältigen. Nach eigener Aussage wollte man – musikalisch sozialisiert zwischen Punk und HipHop-Beats – ursprünglich so „klingen wie eine alte Schallplatte von 1971, die du in deiner Garage gefunden hast“. Mit der zweiten Platte hat man sich zunehmend deutlich dem Afro-Beat und dem äthiopischen Jazz zugewandt, also Dingen, die man eher nicht in der Garage findet. Genauso zeitlos wie tanzbar (und instrumental) ist die in Funk und Soul gebadete Band allerdings geblieben. Fr, 22. 2., 18.30 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5

Auf den Begriff Math-Rock kann man diese Band wohl auch nur bringen, wenn man ganz tief in die Mottenkiste ihrer Veröffentlichungen greift, den allzu selektiven Blick wagt oder Musik ohnehin mehr analysiert als hört. Ein Spezialfall für eine an speziellen Kniffen interessierte Spezialgruppe sind Maps & Atlases jedenfalls nicht. Die Arrangements der Chicagoer Band mögen präzise sein, die Harmonien ausgefeilt, aber die Sache klingt im Endeffekt in etwa so, als hätten sich Alt-J’s unrasierte Brüder zum Jammen verabredet und zur groben Orientierung Platten von Paul Simon bis Nirwana mitgebracht. Ergebnis: ein in manchen Momenten sperriges, dann wieder straight – und hymnisch – ausfallendes unkalkulierbares Zeug, in dem die Lust am Experiment mit dem Wissen um Folk und dem Zwang zum Rock kollaboriert. Also quasi Grizzly Bear in schmutzig (und laut). Sa, 23. 2., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 NILS SCHUHMACHER