: Fluffiger Elektropop – und keiner merkt‘s
HöRZU-Festival eröffnet vor leeren Rängen. Schade
Bremen taz ■ Tja, nun. Was war das jetzt? „Wir tun jetzt einfach so, als ob das genau die Versuchsanordnung wäre, die wir gewollt haben“, formuliert Friedrich Liechtenstein geschickt und legt los. Elektropop, wortgewaltig und trotzdem leicht; mit treibendem Beat, doch immer schön an der Melodie entlang; ein kleines bischen abwegig, aber nie zu viel. Spaß hat es gemacht, das Eröffnungskonzert des HöRZU-Festivals in der Schwankhalle am Donnerstagabend. Zweifellos. Schade eigentlich, dass es keiner gemerkt hat.
Okay, da waren Katharina und Nina, stimmt. Sie hatten die Karten gewonnen. Die anderen sechs waren vom Jungen Theater, der letzte war von der taz. Eine wirkliche Erklärung hatte Festivalleiterin Susanne von Essen auch gestern noch nicht. Nein, sagt sie, sie habe wirklich nicht mit 300 Leuten gerechnet. „Aber der Donnerstag war ein Desaster.“ Ein Haus wie ihres, 2003 eröffnet, brauche einfach fünf Jahre um sich „festzusetzen“. Jedenfalls glaubt von Esser nicht, dass man in der Programmgestaltung zu kopflastig sei. „Aber vielleicht sind wir einen Schritt zu schnell.“
In der Tat war beim Konzert von Liechtenstein/Kasar der Titel das sperrigste: „Mit terrestrischen Wellen die Erde verlassen“, hat das Duo ihre 70-Minuten-Performance überschrieben. Vielleicht ein Problem, denn wer vermutet dahinter schon leichtgängigen Elektropop? Liechtenstein mag die brizzeligen Sounds, kann singen, wie so viele, die vom Theater kommen. Und er schreibt lustvoll-intelligente Texte. „Wo ist die Liebe hingegangen, als ich mit ihr fertig war?“, fragt er etwa. Oder er beschreibt hymnisch das Städtchen Bolzenburg, das sich schön singen lässt, aber „nie richtig schön war.“
„Unser Klischee ist es, genau zu zitieren“, sagt Liechtenstein, der durch sein Alter und den schwarzen Anzug so gar nicht zur Musik passen will. Immerhin rote Schuhe: „Die sind ein bischen prollig,“ sagt er. „Aber ich mache Popmusik.“ 70er, 80er, 90er. Wir mögen Klischees wirklich, sagt Soundtüftler und Produzent Kasar. Mal erinnert das Duo an Faithless, dann wieder an die Sparks. „Sparks?“ meint da Kasar. „Sollten wir uns vielleicht mal anhören.“
Neben fluffig-schöner Popmusik mit Schrägeinlage ist die größte Leistung der beiden Künstler vielleicht, überhaupt aufgetreten zu sein. „Wir haben schön üben können und es hat uns härter gemacht“, sagt Friedrich Liechtenstein am Ende, lachend, souverän. Wer nun möchte, dass auch „Lovesick“ bei ihrer Clubperformance heute Abend ab 20 Uhr in der Schwankhalle üben können, härter werden, der sollte einfach wieder nicht hingehen. Achim Graf