: Wenig Schau im Schaufenster
TOURISMUS Schlechte Besucherzahlen alarmieren die Politik beim Schaufenster Bootsbau: Bremens Wirtschaftssenator hofft noch – auf die Fertigstellung des Speichers Vegesack
Von Klaus Wolschner
Als das Schaufenster Bootsbau in Vegesack, ein Beschäftigungsprojekt mit touristischem Anspruch, im April dieses Jahres feierlich eingeweiht wurde, gab es wohlfeile Worte. Da hatte Patricia Feuß, die Geschäftsführerin von City Marketing Vegesack, davon geschwärmt, mit dem Schaufenster Bootsbau sei ein „wichtiger Meilenstein für Vegesack“ gesetzt. Wirtschaftsenator Ralf Nagel (SPD) sah im Schaufenster Bootsbau gar ein „Alleinstellungsmerkmal“ für Vegesack.
Immerhin waren 1,7 Millionen Euro aus Tourismusförder-Geldern investiert worden für einen Betrieb, der langzeitarbeitslose „Injobber“ sinnvoll beim Bootsbau beschäftigen sollte; die Möglichkeit, dem arbeitenden Volk beim alten Bootsbauer-Handwerk über die Schulter zu schauen, sollte die Touristen anlocken. Die Kritik des Rechnungshofes, dass sonntags, wenn die Touristen kommen, gewöhnlich nicht gearbeitet wird, und dass auch sonst die Wirtschaftlichkeit des Projektes schöngerechnet worden sei, wurde damals barsch zurückgewiesen. 10.000 zahlende Besucher stehen im Wirtschaftsplan.
Nun hat die Geschäftsführerin des City Marketing erstmals Besucherzahlen genannt: Genau 5.536 seien es seit Ende April gewesen. Das wären, hochgerechnet aufs Jahr, immerhin deutlich weniger als 10.000. Was sie nicht sagte: In der Zahl sind rund 2.500 Besucher enthalten, die gar keinen Eintritt für das Schaufenster Bootsbau bezahlt haben, weil sie eine Musikveranstaltung während des Festival Maritim besuchten. Zieht man diese Zahl ab, bleiben rund 3.000 zahlende Besucher in sieben Monaten. Das bedeutet: Nicht einmal der „Neugier-Effekt“ nach der Eröffnung lockte offenbar das Publikum in dem geplanten Umfang.
Wie es zu der irreführenden Zahl kam, wie groß der Andrang bei Schulklassen war, welche Möglichkeiten es gibt, die ursprünglich angepeilten Zahlen zu erreichen – dazu möchte die Geschäftsführerin Patricia Feuß selbst derzeit nichts sagen und verweist auf den Sprecher des Wirtschaftssenators, Holger Bruns. Das sei eine „unglücklich Zählweise“ gewesen, sagt der. Natürlich seien die Zahlen sehr schlecht. Man wolle aber jetzt „nicht den Stab brechen“ darüber, sondern setze auf „intensiviertes Marketing“ und die Fertigstellung des musealen Speichers Vegesack. Dann gebe es eine gemeinsame Vermarktung, gemeinsame Eintrittskarten. Mit dem Speicher sei die Maritime Meile „deutlich wirksamer in ihrer Anziehungskraft“. Der Einrichtung wolle der Senator „ein Jahr noch eine faire Chance geben“.
Denn: „Die Maritime Meile ist noch nicht fertig“, das sagt auch Max Liess, der SPD-Wirtschaftspolitiker aus Bremen-Nord, zu den Anlauf-Schwierigkeiten des Schaufensters Bootsbau. Aber klar ist für ihn auch: Die Vermarktung ist Sache von City Marketing Vegesack. Der Verein, dessen Mitglieder Kaufleute aus ganz Bremen-Nord sind, habe zusätzliches Geld – 30.000 Euro – vom Wirtschaftssenator erhalten für das Tourismus-Marketing. „Mehr Geld wird es nicht geben.“ Daher dürfe es auch das Defizit nicht geben, jedenfalls nicht über längere Zeit.