LESERINNENBRIEFE
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Das ist ein makelloses Eigentor

■ betr.: „Afghanistan: SPD fordert Klarheit über Strategie“, taz vom 29. 11. 09

Gabriel macht seinen Job als De-facto-Oppositionsführer nicht schlecht. Er greift die Regierung mit knalliger Rhetorik da an, wo es wehtut. Blöd nur, dass es zum Teil die Regierung seiner eigenen Partei ist.

Wenn Gabriel den gerade seit ein paar Wochen im Amt befindlichen Guido Westerwelle auffordert, „endlich die schleichende Militarisierung der Außen- und Sicherheitspolitik (zu) beenden“, ist das ein wirklich makelloses Eigentor. Es war immerhin die letzte SPD-geführte Regierung, die es in ihrer ersten Legislaturperiode schaffte, Deutschland in gleich zwei Kriege zu führen. Mit dieser galoppierenden Militarisierung der deutschen Außenpolitik kann Westerwelle nicht mithalten. Seinen öffentlich bekundeten Unwillen, die nächste Afghanistankonferenz als reine „Truppenstellerkonferenz“ abzuhalten, kommentierte die Welt mit dem Stoßseufzer, es fehle an Sicherheitspolitikern, die sich dazu bekennten, dass „Deutschlands Sicherheit auch am Hindukusch verteidigt“ werde. Wen die Springerpresse hier öffentlich vermisste, war Peter Struck (SPD). JOHANN KNIGGE, Kiel

Penible Kontrollen

■ betr.: „Weiche Ziele überall“,taz vom 29. 12. 09

Ebenso wirksam und spektakulär wie Flugzeuge können Züge, Reisebusse, Schiffe in die Luft gesprengt werden. Der einzige Grund, warum möglichst penibel im Flugverkehr kontrolliert wird, ist die Befürchtung, die Beförderungszahlen könnten sinken. Und die ohne Rücksicht auf das Klima ungehemmte Förderung des Flugverkehrs samt den kaum für möglich zu haltenden Erweiterungsplänen gilt ja immer noch in aller Welt als Staatsziel.

ALFRED MAYER, München

Sicherheit

■ betr.: „Der neue Held der Niederlande“, taz vom 28. 12. 09

Dieser Vorfall hat deutlich gemacht dass es keine 100-%ige Sicherheit gibt und dass es sie nie geben wird. Er hat auch vor Augen geführt, dass viele Sicherheitsbestimmungen und Gesetze, die man nach dem 11. September 2001 auf die Schnelle umgesetzt hat, eindeutig nicht zum gewünschten Ziel geführt haben. Man verabschiedet immer wieder neue Gesetze, ist jedoch nicht in der Lage zu gewährleisten, dass auch deren Einhaltung kontrolliert wird. JÜRGEN HELTEN, Nohn

Idee aus dem Mittelalter

■ betr.: „Klingelbeutel für Atheisten“, taz vom 24. 12. 09

Da schreibt Herr Blum wie der Blinde von der Farbe. Es gibt nichts in der Kirche und außerhalb dieser, was nicht extra an sogenannte Sozial- oder Hilfsleistungen wie Pflegedienste, Krankenhäuser, Altenheime, Kindertagesstätten etc. bezahlt werden muss. Von Trittbrettfahrern kann also keine Rede sein.

Aber an dem, was jemand sagt, kann man sehr schön sehen, wessen Geistes Kind jemand ist. Glaubt Herr Blum allen Ernstes, dass Kirchgänger bessere Menschen seien und dass die, die nicht in die Kirche gehen, bestraft werden müssen mit einer Ethik-Steuer? Ja, er glaubt es. Diese Idee entstammt dem tiefsten Mittelalter und feudalistischem Denken. Alles andere als ethisch, menschlich und moralisch. KAROLA SCHRAMM,

Lelystad, Niederland

Intelligente Stromzähler

■ betr.: „Wechselnde Winde“, taz vom 29. 12. 09

Es gibt eine menge stromanwendungen, die zeitlich flexibel sind beziehungsweise in der leistung geregelt werden können. Die könnten diesen ungeliebten ökostrom gleich schlucken.

Dazu gehören im privaten bereich die meisten elektrischen warmwasserspeicher und genügend großen wärmespeicher von sonnenheizungen (unserer ist 11.500 liter groß), aber auch waschmaschinen und anderes. In der industrie werden, sobald dafür ein lohnendes angebot besteht, jede menge ideen auftauchen, von eismaschinen, die klimaanlagen entlasten mit gespeicherter kälte, bis produktionsanlagen, die ohnehin nicht zeitnah betrieben werden.

Das könnte ganz einfach über eine zweite frequenz bei dem rundsteuerempfänger für den nieder/nachtstromtarif eingerichtet werden. Das ist kein ersatz für die intelligenten stromzähler, die wohl zuerst einmal die stromkundInnen „intelligenter“ machen müssten, aber diese für die verbraucherInnen unvorhersehbaren günstigen tarife nicht sichtbar machen.

Ich wundere mich schon seit jahren, warum die stromkonzerne diese zusätzliche einnahmequelle nicht erschließen. Mit fortschreitendem ausbau der windenergie wird dieser fehler hoffentlich auch für sie offensichtlich genug.

HANSPETER MAIER, Mörfelden