Das neue Jahr bringt neue Stromzähler

ENERGIE Die Messgeräte schaffen Basis für zeitvariable Tarife. Die richten sich nach Angebot und Nachfrage

Vor allem flexible Verbraucher dürften von variablen Strompreisen profitieren

FREIBURG taz | Die Struktur der Stromtarife wird sich in den nächsten Jahren erheblich verändern: Die Versorger werden künftig Strompreise anbieten, die je nach Tageszeit oder aktueller Netzlast schwanken. Bislang bezahlen Haushaltskunden in der Regel einen fixen Kilowattstundenpreis rund um die Uhr – sofern sie nicht über einen Großverbraucher wie eine Wärmepumpe oder eine Elektroheizung verfügen.

Die Grundlage für die neuen Tarife sind elektronische Stromzähler, die seit Jahresbeginn vorgeschrieben sind. Sie müssen fortan in Neubauten und bei umfangreichen Modernisierungen von Gebäuden installiert werden. Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft wird dies jährlich etwa 400.000 Haushalte betreffen. Die Betreiber des Zählers müssen aber auch anderen Kunden die Nachrüstung einer elektronischen Messstelle anbieten. Das verlangt das deutsche Energiewirtschaftsgesetz.

Das Ziel der Aktion ist eindeutig: Die Geräte werden nicht mehr wie bisher einfach den Verbrauch über das ganze Jahr summieren, sondern sie werden auch erfassen, zu welcher Zeit der Kunde wie viel Energie verbraucht. Das ist Voraussetzung für Stromtarife, die sich am aktuellen Strommarkt orientieren.

Ökonomisch ist dieser Gedanke nur folgerichtig, weil Strom ein Gut mit schwankendem Zeitwert ist. Das wurde zuletzt am zweiten Weihnachtstag deutlich, als der Preis im Großhandel an der Leipziger Strombörse sogar deutlich ins Negative rutschte: Weil die Windkraftanlagen zeitweise mehr als 20.000 Megawatt einspeisten, zugleich aber auch unflexible Großkraftwerke noch am Netz waren – die Atomkraftwerke erzeugten in diesen Stunden zusammen 11.000 Megawatt, die Kohlekraftwerke 12.000 Megawatt –, war Strom im Überfluss vorhanden. Gemäß der Marktlogik trieb dieser Überfluss die Preise auf Rekordtiefen.

Bisher können aber nur Großverbraucher von den Preisschwankungen profitieren. Mit den neuartigen Stromzählern – umgangssprachlich oft als „intelligente Zähler“ bezeichnet – werden nun die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auch Privatkunden an den Marktentwicklungen teilhaben können. Nach dem Energiewirtschaftsgesetz sind alle Stromversorger verpflichtet, ab Ende Dezember 2010 lastvariable oder tageszeitabhängige Tarife anzubieten. Attraktiv dürften die variablen Strompreise vor allem für jene Verbraucher sein, die ihre Stromnachfrage in großem Stil verlagern können. Besitzer von Elektrofahrzeugen zum Beispiel könnten die Batterien immer dann aufladen, wenn die Strompreise gerade niedrig sind. BERNWARD JANZING