: Erneuerbare auch im Vorgarten rentabel
STROM Die Energiewende wird günstiger, wenn es weniger Windkraft auf See gibt, so eine Studie
BERLIN taz | In den nächsten Wochen kümmert sich Angela Merkel höchstselbst um die Frage, wie ein weiterer Anstieg von Stromkosten vermieden werden kann – bis zum großen Gipfel am 21. März zwischen den Ministerpräsidenten und der Kanzlerin.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sind in der Diskussion mit einem eigenen Papier ins Rennen gegangen, das Einsparungen von 1,86 Milliarden Euro im Jahr vorsieht, unter anderem durch umstrittene Maßnahmen – zum Beispiel die bereits staatlich garantierte Vergütung für erneuerbare Energien im Nachhinein zu kürzen.
Nach einem Papier der Stiftung Agora Energiewende unter Leitung des ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Umwelthilfe, Rainer Baake, könnten 1,9 bis 2,5 Milliarden Euro im Jahr auf eine einfachere Weise gespart werden: indem weniger Windkraft auf See, dafür mehr an Land errichtet wird – und auch Solarenergie schneller ausgebaut wird. Zwar ist die Ausbeute von Windrädern auf See höher als an Land, allerdings ist die Technologie teurer und wartungsanfälliger. Zudem ist Windkraft an Land etabliert und wird immer billiger. Selbst die fünf norddeutschen Bundesländer, die größten Produzenten von Windstrom, sprechen sich in einem am Montag veröffentlichten Positionspapier dafür aus, die Höhe der Vergütung für Windkraft an Land zu überprüfen – was bedeutet, dass sie einer Kürzung zustimmen würden. Bei Windkraft auf hoher See sehen sie diese Möglichkeit nicht.
Das Fraunhofer IWES Institut hat für die Agora-Studie die Stromausbeute anhand historischer Wetterdaten errechnet. Dabei verwerfen die Autoren eine populäre These: dass erneuerbare Energien dort produziert werden müssten, wo der höchste Ertrag zu erwarten ist, also Solar im Süden, Wind im Norden.
Das müsse nicht sein, heißt es in der Studie. Verteilt man Solar- und Windkraft gleichmäßiger im ganzen Land, brauche es zwar mehr Anlagen, dafür werde die Stromproduktion gleichmäßiger. Dadurch sind weniger Ersatzkraftwerke nötig, insgesamt kostet das System gleich viel, hätte aber einen weiteren Vorteil, so die Studie: Der Ausbau der Stromnetze von Nord nach Süd könnte langsamer vonstattengehen. INGO ARZT