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Archiv-Artikel

Wind und Sonne bleiben lukrativ

Windkraft- und Solarfonds bieten auch nach dem Wegfall der Vergünstigungen für „Steuersparfonds“ attraktive Renditen, werben die Fondsanbieter. Nach anfänglicher Skepsis sind sie daher optimistisch, sich am Markt behaupten zu können

VON SUSANNE GANNOTT

Zunächst war die Aufregung groß. Noch bevor die neue Bundesregierung in ihrer ersten Arbeitssitzung vor einer Woche das Aus für die so genannten Steuersparfonds beschloss, warnten Vertreter der Erneuerbare-Energien-Branche vor den negativen Folgen: „Durch die geplante Einschränkung der Verlustzuweisung bei Fonds sind hunderte Millionen Euro an möglichen Inlandsinvestitionen und in der Folge einige tausend Arbeitsplätze im Bereich Erneuerbare Energien gefährdet“, erklärte etwa Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes WindEnergie (BWE). Doch bekanntlich wird ja nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Und so zeigt sich, dass die Branche nun, wo das Kabinett gesprochen hat, durchaus mit der neuen Situation zu recht zu kommen scheint. „Unsere Mitglieder, die Fondsanbieter, sehen das Ganze doch nicht so tragisch“, zeigt sich Matthias Hochstätter, Pressesprecher des BWE, erleichtert.

Der Grund ist simpel: Mit Fonds für Solar- oder Windkraftanlagen lässt sich auch ohne Steuertricks gutes Geld verdienen. Solche Fonds sind, anders als viele Medien- oder Filmfonds, keine reinen Steuersparmodelle, bei denen in ein absehbares Verlustgeschäft „investiert“ wird. „Prinzipiell sind diese Fonds ein Renditemodell“, sagt Hochstätter. Heißt: Über die gesamte Laufzeit eines Fonds für einen Wind- oder Solarpark springt für den Privatanleger auf jeden Fall eine ansehnliche Rendite heraus. Natürlich wird dieser Gewinn nun geschmälert, weil die anfänglichen Verluste beim Bau einer Anlage nicht mehr mit Gewinnen aus anderen Geschäften steuerlich verrechnet werden können. Aber weil dies auch alle anderen Fonds betrifft, bleiben die „Öko-Fonds“ eine attraktive Sache, da ist man sich in der Branche heute schon sicher.

Bei der Bonner Solarparc AG etwa, einem der Marktführer bei geschlossenen Fonds für Solarenergie, hat man die Auswirkungen des Beschlusses genau berechnet. Ergebnis: Auch künftig kommen Solarfonds-Anleger über die 20-jährige Laufzeit mit 5,8 Prozent „auf eine sehr gute Rendite“, sagt Vertriebsleiter Michael Nölkenköner. Zwar machten Spitzenverdiener künftig 2,5 Prozent und Normalverdiener 1,4 Prozent weniger Gewinn als zuvor, hat er ausgerechnet. „Aber im Vergleich zu anderen Fonds wie Immobilien oder Schiffsbau kann sich die Rendite immer noch sehen lassen.“ Zumal Solarfonds eine viel höhere Sicherheit böten als die Konkurrenzprodukte. „Die Sonneneinstrahlung lässt sich eben sehr gut berechnen.“ Insgesamt würden die Solarfonds mit der Umstellung daher wohl gut zurechtkommen. „Wenn man ein solides Produkt hat, wird man sich behaupten können“, so Nölkenköner.

So argumentiert auch Klaus Schulze-Langenhorst von der SL Windenergie. „Unsere Rendite wird sich bei sechs bis sechseinhalb Prozent einpendeln. Damit müssen – und können – wir uns mit anderen Fondsanbietern am Markt messen.“ Der Geschäftsführer des Gladbecker Unternehmens, das zur Zeit 60 Anlagen in Nordrhein-Westfalen betreibt und seit Mai diesen Jahres zwei Fonds realisiert hat, lässt sich deshalb von der Neuregelung nicht schrecken und wird auch im nächsten Jahr wieder Fonds für Windparks auflegen.

Allerdings will sich Schulze-Langenhorst damit schon ein wenig Zeit lassen: Nach der Aufregung der letzten Wochen müsse man jetzt erst einmal Ruhe in den Markt bringen. Viele Anleger hätten bis zum Stichtag am 11. November noch schnell investiert, um die alten Steuervorteile mitzunehmen. „Jetzt brauchen sie Zeit, um sich mit der neuen Situation vertraut zu machen“, sagt der ehemalige Landwirt, der 1996 seine erste 500-Kilowatt-Windenergieanlage in Betrieb nahm. Und Fondsanbieter wie die SL Windenergie brauchen auch ein wenig Luft, um ihre künftigen Projekten den neuen Bedingungen anzupassen. „Aber wenn man sich in Ruhe umstellen kann“, sagt Schulze-Langenhorst, „ist das kein Problem.“