Prozess um Schrottimmobilien

GERICHT Ein „Mitternachtsnotar“ muss sich wegen bandenmäßigen Betrugs verantworten

Als einer der sogenannten Mitternachtsnotare kommt von diesem Freitag an ein 52 Jahre alter Jurist in Berlin auf die Anklagebank. Im Prozess vor dem Landgericht wirft die Staatsanwaltschaft dem Rechtsanwalt und Notar bandenmäßigen Betrug im Amt vor. Er soll von 2008 bis 2010 an der Vermarktung von Schrottimmobilien beteiligt gewesen sein. Als „Mitternachtsnotare“ werden solche bezeichnet, die vorwiegend in den Abendstunden nach offiziellen Bürozeiten Verträge beurkundet haben sollen.

Die Anklage geht davon aus, dass der Notar mit bereits verurteilten Immobilienhändlern unter einer Decke steckte. Der 52-Jährige soll in 15 Fällen Kaufangebote beurkundet haben, ohne ausreichend auf die Risiken aufmerksam zu machen. Der Jurist soll gewusst haben, dass die Käufer über finanzielle Belastungen getäuscht wurden. Den Opfern sei verheimlicht worden, dass bis zu 35 Prozent an Provisionen im Kaufpreis enthalten waren.

Die Käufer sollen zum Teil sehr kurzfristig in die Kanzlei des Juristen gebracht worden sein. Er soll die Verträge im Eiltempo beurkundet haben, damit die Käufer nicht skeptisch werden. Den Opfern sei nicht verdeutlicht worden, dass sie sich mit der Unterzeichnung rechtlich binden. Der Notar sitzt seit Juli in Untersuchungshaft. DPA