: Platzeck Placement
RBB Nach dem Anruf eines Sprechers verschwinden Aufnahmen des Ministerpräsidenten aus dem Programm
Thomas Braune, Regierungssprecher von Brandenburg, ruft bei Christoph Singelnstein, Chefredakteur des Rundfunks Berlin Brandenburg (RBB), an und beschwert sich über die Arbeitsweise eines Redakteurs. Danach verschwinden unvorteilhafte Aufnahmen eines entnervten Matthias Platzeck aus dem Programm. Das war im Mai 2012. Nun hat ein Bericht des Spiegel schlafende Medienhunde geweckt und die Frage aufgeworfen: Lässt sich der RBB von der Politik ins Programm reinreden? CDU und CSU sprechen von „skandalösem Verhalten“. Die Grünen wollen den Vorgang im Landtag anprangern.
Der RBB entgegnet, dass politische Einflussnahme nicht stattgefunden habe. In diesem Fall sei es um die Frage gegangen, wie man grundsätzlich mit Interviewpartnern umgehe. Um journalistische Fairness. Die habe der betreffende Redakteur verletzt.
„Der Reporter und Braune saßen bei einem öffentlichen Termin beieinander. Eine Eröffnung“, erklärt Justus Demmer, Sprecher des RBB. Darum sollte es bei diesem Termin gehen: „Als Platzeck kam, wollte der Reporter stattdessen etwas zum Flughafen BER wissen.“ Daraufhin habe Braune angerufen und sich beschwert, dass so eine Überfallsituation nicht fair sei.
Allerdings: Wenn man Ministerpräsident von Brandenburg ist und Verantwortung für ein suboptimal vorankommendes Großprojekt trägt – muss man dann wirklich derart überrascht sein, dass die Presse dazu Fragen stellt? Gehören unangekündigte Fragen nicht zu einer kritischen Öffentlichkeit? Darf ein Sender sich den Beschwerden eines Politikers oder seines Sprechers beugen? „Redaktionsintern gab es eine Menge kontroverser Diskussionen und ich verstehe, dass man nach Abwägung der Argumente zu anderen Schlüssen kommen kann“, übt sich Demmer in Selbstkritik. DMITRIJ KAPITELMAN