Mal schön Farbe bekannt

Deutschunterricht gleich auch für Flüchtlinge

VON ALKE WIERTH

Das ist nicht schlecht: Seit Monaten wartet Berlin darauf, dass Integrationssenatorin Dilek Kolat integrationspolitisch einmal Farbe bekennt. Die Sozialdemokratin, seit Dezember 2011 Berlins erstes Senatsmitglied mit eigenem Migrationshintergrund, hielt sich bislang ziemlich zurück mit politischen Stellungnahmen – sie bevorzugte Fototermine. Doch nun kommt sie aus der Deckung. Und das gleich ganz ordentlich.

Kolat will bei der bevorstehenden Konferenz der Integrationsminister gemeinsam mit den rot-rot und rot-grün regierten Bundesländern dafür stimmen, dass Flüchtlinge bereits ohne Aufenthaltstitel Deutschunterricht bekommen. Das ist mutig, denn dieser Vorschlag gefällt den Christdemokraten gar nicht. Und auch Kolats Parteigenosse Ehrhart Körting, in der vergangenen Legislaturperiode Berliner Innensenator, lehnte ihn noch ab: Es könnten daraus Abschiebehemmnisse entstehen, wenn so die Integration der Flüchtlinge gefördert werde, war das Argument.

Ernsthafte Chancen

Kolat sieht das offenbar anders – und klüger. Denn gerade Berlin hat traurige Erfahrungen damit gemacht, welche Folgen (und Folgekosten) es hat, Flüchtlinge nicht in die Gesellschaft zu integrieren. Viele erwachsene Berliner arabischer Herkunft etwa haben heute kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt – weil ihnen als Kinder aus Flüchtlingsfamilien einst sogar der Schulbesuch verweigert wurde.

Es ist richtig, solche Fehler nicht zu wiederholen. Flüchtlinge brauchen ernsthafte Chancen und Angebote. Kolat hat sich für ihren Plan wohlweislich gar nicht erst die Zustimmung ihrer rot-schwarzen KabinettskollegInnen zu holen versucht. Sie prescht selbstbewusst allein vor – hoffen wir, dass das so bleibt.