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Archiv-Artikel

Losglück stürzt Hamburg ins WM-Fieber

Zufriedenheit in der Hansestadt nach Fußball-WM-Auslosung: Organisatoren erwarten attraktive Spiele, hohe Umsätze, große Besucherströme und wenig Sicherheitsprobleme. Vorfreude auf Argentinien, Italien, Saudi-Arabien und auch Frankreich

Von MARCO CARINI

„Wenn Italien oder Frankreich in Hamburg spielen, wäre das optimal“, orakelte Ina Bösche, Sprecherin der Hamburg-Tourismus GmbH am Tag vor der WM-Auslosung. Ein europäisches Top-Team würde viele Touristen und Fernsehzuschauer anziehen, die Kassen klingeln und Hamburgs Bekanntheitsgrad in höchste Höhen klettern lassen. Der Frau wurde geholfen.

Italien wird sich am 22. Juni in der AOL-Arena mit der Spitzen-Mannschaft der Tschechen messen. Zudem geben noch die Teams von Ex-Weltmeister Argentinien, die deutschen Gruppengegner Costa Rica und Ecuador, Elfenbeinküste, Saudi-Arabien und Ukraine sich in der Hansestadt ein Stelldichein. Und läuft alles nach Plan, wird im Viertelfinale am 30. Juni auch noch Ex-Weltmeister Frankreich seine Visitenkarte in der Hansestadt abgeben. Dass das deutsche Team sicher nicht und die Weltmeister aus Brasilien voraussichtlich nicht in Hamburg gastieren werden, hatte schon vor der Auslosung festgestanden.

Kein Wunder, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam das „Traumlos für Hamburg“ bejubeln. „Ein Top-Spiel“ freut sich Bürgermeister Ole von Beust (CDU) auf die Partie Tschechien gegen Italien. Handelskammer-Präses Karl-Joachim Dreyer sieht durch das Gastspiel der saudi-arabischen Elf die Chance, „unsere Wirtschaftskontakte“ zum weltgrößten Ölförderland zu intensivieren, um vermehrt Petro-Dollar in Richtung Norddeutschland fließen zu lassen.

Da es ab März eine Flug-Direktverbindung zwischen Dubai und Fuhlsbüttel gibt, „passt das hervorragend“, befindet Karl-Heinz Blumenberg vom Hamburger WM-Büro. Insgesamt garantiere das Los Hamburg nicht nur „interessante Partien“, sondern auch eine „wunderbar ethnisch vielfältige Gästeschar“. Und selbst dem Kräftemessen der größten Außenseiter kann der Geschäftsführer der Hamburg Marketing GmbH, Hariolf Wenzler, noch etwas abgewinnen: „Costa Rica gegen Ecuador – da ist Hamburg im Kaffeerausch.“

Aufatmen auch in der Innenbehörde: Von Partien, in deren Gefolge Ausschreitungen garantiert sind, bleibt Hamburg verschont. Ein Zusammentreffen der Teams politisch verfeindeter Staaten – etwa der Mannschaften des Iran und der USA – oder verfeindeter Fangruppen, beispielsweise aus England und den Niederlanden, bleibt der Stadt erspart. So spricht Hamburgs Sicherheitsbeauftragter Thomas Model denn auch „von einer normalen Sicherheitslage“, der die Polizei „gelassen“ entgegensehen könnte.

Die größte Herausforderung hatte schon vor der Auslosung festgestanden: Die Nationalelf der USA wird während der WM in Hamburg logieren, voraussichtlich mitten in der City im Hyatt-Hotel. „Da gilt die höchste Sicherheitsstufe“, weiß Innenbehörden-Sprecher Reinhard Fallak, der den Hamburgern während der WM „Einschränkungen“ in ihrer Bewegungsfreiheit prognostiziert.

Die Hamburg-Tourismus GmbH erwartet 200.000 WM-Gäste und 380.000 zusätzliche Übernachtungen in Hamburg – der Run auf Hotelzimmer dürfte nun beginnen. Einzelhandel und Tourismusgewerbe rechnen mit einem Umsatz von 50 bis 80 Millionen Euro in der Stadt. Rund um die WM sollen laut Tourismus GmbH 8.000 Arbeitsplätze in der Stadt entstehen, 3.000 davon – vor allem im Dienstleistungssektor – auf Dauer.

Das seien „Prognosen, die wir nach dieser Auslosung“, freut sich Bösche, „bestimmt nicht nach unten korrigieren müssen.“