Durchbruch im lahmen Entengang
Umweltverbände begrüßen die Ergebnisse der Klimakonferenz in Montreal. Auf konkrete Vorgaben für den Abbau von Treibhausgasen wurde jedoch verzichtet
MONTREAL dpa/rtr/taz ■ Das Ergebnis der Klimakonferenz von Montreal ist bei den Umweltverbänden auf ein positives Echo gestoßen. „Das ist ein Signal der internationalen Staatengemeinschaft, dass sie gemeinsam auch nach 2012 gegen die große Herausforderung Klimawandel etwas unternehmen will“, sagte zum Beispiel Regine Günther vom WWF.
Nach Ansicht des BUND gleicht das Tempo der Verhandlungen vor dem Hintergrund der immensen Bedrohung durch den Klimawandel aber „eher dem Gang einer lahmen Ente“. „Die progressiven Staaten, und allen voran die EU, müssen jetzt dringend einen Gang hoch schalten“, forderte Markus Steigenberger vom BUND.
Greenpeace-Klimaexpertin Gabriela von Goerne bedauerte, dass sich die Mitgliedstaaten des Kioto-Protokolls nicht für ein eindeutiges Enddatum der Verhandlungen über ein zukünftiges Klimaschutzregime bis 2008 ausgesprochen hätten. „Aber neben diesen kleinen Wermutstropfen bleibt das Fazit: Die internationale Staatengemeinschaft hat der Klimazerstörung endlich ernsthaft den Kampf angesagt.“
Die Konferenz in Montreal hätte eigentlich bereits am Freitag enden sollen, zog sich dann jedoch in den Samstag hinein, nachdem Russland in der Nacht mehrere Stunden lang die Abschlusserklärung blockiert hatte. Zuvor hatten die USA sich geweigert, Grenzwerte für die Emissionen festzulegen. Die US-Delegation erklärte sich am Ende aber bereit, darüber zu verhandeln, wie der weltweite Klimaschutz nach dem Jahr 2012 weitergehen kann. Konkrete Ziele sind bislang nicht abzusehen. Die Verpflichtungen des Kioto-Protokolls erkennt die USA jedoch weiterhin nicht an.
Am Ende einigte sich die Konferenz auf einen von Kanada vorgeschlagenen Kompromiss: Ab Mai 2006 soll darüber beraten werden, wie nach Auslaufen des Kioto-Protokolls im Jahr 2012 die Treibhausgasemissionen weiter reduziert werden können. Auf die Benennung fester Ziele und konkreter Maßnahmen wurde verzichtet.
Zudem wollen die Mitglieder des Kioto-Abkommens mit den USA und einer Reihe von Entwicklungsländern in Dialog über den langfristigen Abbau von Treibhausgasen treten. Die nächste Klimakonferenz folgt voraussichtlich im Dezember 2006 in Nairobi.
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) sprach von einem „kleinen Hoffnungsschimmer aus Montreal“. Bei der Konferenz sei aber völlig unklar geblieben, ob und wann die USA sich zur Reduktion ihrer Emissionen verpflichten. „Die internationale Staatengemeinschaft sollte sich jedoch nicht durch einzelne Blockierer aufhalten lassen.“
Um eine gefährliche Änderung des globalen Klimas zu vermeiden, müssen die globalen Emissionen bis zum Jahr 2050 halbiert werden, erklärte der WBGU. Daher sollte jeder Zeitverlust in den weiteren Verhandlungen vermieden werden. Es komme darauf an, möglichst schnell ehrgeizigere Reduktionsziele zu vereinbaren, sodass im Jahr 2012 die zweite Verpflichtungsperiode in direktem Anschluss beginnen kann.
Nach Einschätzung der Wissenschaftler ist die globale Erwärmung allenthalben spürbar. 2005 werde voraussichtlich das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen vor 150 Jahren sein. Noch nie habe es im Atlantik so viele tropische Wirbelstürme gegeben, die zur vollen Hurrikanstärke heranwuchsen. „Ein Zusammenhang zwischen der Stärke der Hurrikane und der globalen Erwärmung ist wahrscheinlich.“ step