: FU-Chef stellt sich nur virtuell
Der Präsident der FU sagt eine vereinbarte Diskussion über die Lage an der Uni wegen Sicherheitsbedenken kurzfristig ab. Er will lieber via Internet kommunizieren
Die Auseinandersetzung zwischen Studierenden und der Leitung der Freien Universität (FU) spitzt sich weiter zu: Grund ist die überraschende Absage der für gestern Mittag geplanten Podiumsdiskussion mit dem Präsidenten der Uni, Dieter Lenzen. Informiert darüber wurden die 500 Studierenden, die sich bereits zu der Veranstaltung in einem Gebäude der FU-Medizin eingefunden hatten, nur durch einen kleinen Zettel an der Tür: „Ernst zu nehmende“ Sicherheitsbedenken hätten gegen die Diskussion gesprochen, stand darauf. Ersatzweise will der Präsident den Studenten „kürzestfristig schriftlich via Internet“ Antworten geben. Dies verkündete Lenzen in einem Brief, der gestern Nachmittag auf der FU-Homepage veröffentlicht wurde.
Nach dem Warnstreik von letzter Woche sollte bei der Diskussion eigentlich darüber geredet werden, wie die Studienbedingungen verbessert werden könnten. Grundlage dafür sollte von studentischer Seite eine Resolution sein, die am Donnerstag von einer Vollversammlung verabschiedet wurde. Darin wird unter anderem das Verbot von Studiengebühren und ein allen frei zugängliches Studium gefordert. „Wir wollen nicht pöbeln, sondern suchen das Gespräch“, betonte gestern Steffi Müller, eine Aktivistin des Streiks. Sie beurteilt die Absage Lenzens als „taktisches Hinauszögern“.
Auch andere Studierende waren vom Verhalten des Präsidenten enttäuscht: „Wer unter einem so fadenscheinigen Vorwand absagt, darf sich nicht wundern, wenn die Studenten das nächste Mal extremer reagieren“, sagt die Studentin Isabel Collien. Als erste Reaktion organisierten die 500 Studierenden eine Spontandemo zum Präsidialbüro. Dessen Türen blieben ihnen jedoch verschlossen. Den Demonstranten wurde nur mitgeteilt, dass der Präsident das Büro um 12 Uhr verlassen habe – unter Personenschutz.
Die Gründe für die Absage blieben gestern unklar: David Hachfeld, Referent für Hochschulpolitik des Asta, sprach am Mittag zwar mit Werner Väth, dem Vizepräsidenten der Freien Universität. Dieser habe sich aber nicht zu der Absage der Diskussion geäußert, so Hachfeld. Wie dem Brief des Präsidenten auf der FU-Homepage zu entnehmen ist, möchte er die öffentliche Diskussion gerne vermeiden. „Um die Kommunikation fortzusetzen, werden wir alternative Wege finden.“
Unklar blieb gestern auch, um welche Sicherheitsbedenken es sich gehandelt haben könnte. Trotz mehrfacher Nachfrage war von der FU keine Stellungnahme dazu zu erhalten. Auch die Polizei hielt sich bedeckt: Es habe zwar „einen Kontakt“ gegeben, da das Präsidium der Freien Universität von einer Gefährdung ausgegangen sei, bestätigte ein Sprecher der Polizei. Nähere Angaben machte er jedoch nicht.
Heike Schmidt