Protest zur Mittagszeit

Kein Streik bei KlinikärztInnen, aber Kundgebung in der Mittagspause – für manche die erste überhaupt

Bremen taz ■ Viele MedizinerInnen aus Bremen und Bremerhaven nutzten gestern eine so genannte „aktive Mittagspause“, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen: Sie wollen den neuen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) nicht akzeptieren. Der eigentlich angekündigte Streik fiel jedoch aus. Nachdem das Landgericht Köln den geplanten Ausstand an den kommunalen Kliniken in Köln am Montagabend untersagt hatte, nahm der Marburger Bund seinen Streikaufruf bundesweit zurück.

Dennoch hatten sich um 13 Uhr allein 150 MedizinerInnen außerhalb ihrer Arbeitszeit vor dem zentralen Operationssaal der Kliniken Mitte zur Kundgebung versammelt, so schätzt Heidrun Gitter, stellvertretende Landesvorsitzende des Marburger Bundes. Viele von ihnen waren zornig, sie wollten streiken. Gitter zeigte sich dennoch zufrieden. Den KollegInnen sei bewusst geworden, „dass sie für ihre Rechte etwas tun müssen“.

Spätere Aktionen hält der Marburger Bund nämlich durchaus für möglich, auch wenn die Gewerkschaft Verdi den Aufruf schon im Vorfeld harsch kritisiert hat und als „fahrlässig“ bezeichnete. Dort ist man der Meinung, dass ÄrztInnen durch den TVöD besser behandelt würden als andere Berufsgruppen. Die Kritik des Bremer Ärztekammerpräsidenten Klaus-Dieter Wurche an ihrer Tarifpolitik wies der Tarifkoordinator Onno Dannenberg vom Verdi-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen dann auch als „scheinheilig und ohne Sachkenntnis“ zurück.

Heidrun Gitter glaubt hingegen, dass hier verschiedene Berufsgruppen gegeneinander ausgespielt würden. Höhere Tarife und bessere Arbeitsbedingungen hält sie für notwendig, wenn zudem ein Drittel der Arbeitszeit durch Bürokratie verschwendet wird. Mit 28.000 unbezahlten Überstunden monatlich „finanzieren Bremer Klinikärzte das Gesundheitssystem mit“.

Eines hat der Dienstag aber laut Gitter zweifellos gebracht: Statt wie sonst üblich mit dem Piepser in der Kitteltasche ein Brot zu essen, „haben viele erstmals überhaupt eine richtige Mittagspause gemacht“. amg