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Archiv-Artikel

IHK-Expertin:

„Das sind Einzelfälle“

Von US

Die Industrie- und Handelskammer wirbt bei Betrieben dafür, dass sie Ausbildungsplätze bereitstellen. Anja Nußbaum ist die Ausbildungsexpertin der IHK.

taz: Der DGB sagt, jeder fünfte Jugendliche klage über Mängel in der Ausbildung. Ist die Qualität tatsächlich so fragwürdig?

Anja Nußbaum: Nein, die Äußerungen der Gewerkschaft halte ich für übertrieben. In Einzelfällen mag es Probleme geben, aber die große Mehrheit der Betriebe in der Region bildet gut aus.

Ein Drittel der Leute muss laut DGB ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen, zum Beispiel das Auto des Chefs putzen. Ist das gute Ausbildung?

Uns ist das in dieser Größenordnung nicht bekannt. Eine gewisse Flexibilität sollte ein Jugendlicher im Betrieb mitbringen. Aber klar ist: Wenn jemand einen wesentlichen Teil seiner Arbeitszeit mit Hilfsdiensten verbringt, läuft etwas schief. Zu jedem Ausbildungsvertrag gibt es ein Beiblatt. Dort kann der Jugendliche die erlaubten Tätigkeiten nachschauen, Verstöße sollte er uns melden.

Wie?

Die IHK unterhält ein Konflikttelefon. Unsere Berater überlegen gemeinsam mit dem Jugendlichen, was sich wie ändern lässt. Sie gehen auch mit in den Betrieb, reden mit dem Chef und machen Lösungsvorschläge. Bei schweren Verstößen kann die Senatsverwaltung Betrieben die Ausbildungseignung entziehen.

Sie reden von Einzelfällen, laut DGB machen tausende Azubis Überstunden. Könnte es sein, dass sich viele nicht trauen, die IHK einzuschalten?

Sich an uns zu wenden ist natürlich etwas anderes, als anonym ein Kreuzchen auf einem Fragebogen zu machen. Dennoch bezweifle ich, dass die Befragung des DGB tatsächlich repräsentativ ist. Außerdem braucht ein Azubi, der uns anruft, nicht zu fürchten, dass sein Chef das mitbekommt. Die Beratung findet erst mal unter vier Augen statt.

Was tut die IHK, um Ausbeutung zu verhindern?

Wir beschäftigen 20 Ausbildungsbetreuer, die regelmäßig in die Betriebe gehen. Das sind rund 6.000 Besuche im Jahr.

Melden die sich an?

Das ist unterschiedlich. Ich schätze ein Drittel der Besuche ist nicht angemeldet. US