: Kölner Reaktionen
Nach der Niederlage in Bielefeld tritt Manager Andreas Rettig zurück – danach wird der Trainer entlassen
KÖLN dpa ■ Mit der Radikallösung will der 1. FC Köln den vierten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga verhindern. Nur 20 Stunden nach dem Rücktritt von Manager Andreas Rettig gab Clubchef Wolfgang Overath Trainer Uwe Rapolder am Sonntag als das zweite personelle Opfer der dramatischen sportlichen Schieflage des Fußball-Clubs bekannt.
„Der wichtigste Grund ist, dass ich das Gefühl hatte, die Mannschaft steht nicht zu 100 Prozent hinter dem Trainer“, kommentierte Overath die über Nacht gefällte Entscheidung. Sie sei ihm „sehr, sehr schwer gefallen, weil ich nach wie vor von Uwe Rapolder überzeugt bin“. Jetzt will Overath in aller Eile zunächst einen neuen Manager finden und dann einen Nachfolger für Rapolder präsentieren.
Die Situation sei mit dem 2:3 am Samstag bei Arminia Bielefeld eskaliert, meinte Overath: „Dann habe ich Uwe Rapolder heute Morgen gesagt, dass wir in dieser Situation einen Neuanfang starten müssen.“ Der freigestellte Chefcoach habe die telefonische Nachricht von seiner Beurlaubung „ziemlich gefasst aufgenommen“, schilderte der FC-Präsident seinen Eindruck.
„Es gibt konkrete Vorstellungen, aber Namen gibt es noch keine“, sagte Overath zu den Eilplanungen bei der Manager- und Trainer-Suche. Der neue Coach habe nur eine einzige Aufgabe: „Es geht für ihn nur darum drinzubleiben.“ Ein weiterer, der vierte Abstieg, träfe Köln und das Umfeld im Mark: „Wenn wir den Klassenverbleib nicht schaffen, wäre das eine ganz, ganz schwierige Situation.“ Die Mannschaft habe das Potenzial und soll nach den Vorstellungen der neuen sportlich Verantwortlichen „mit einem kalkulierbaren Risiko“ schon für die Rückrunde verstärkt werden.
Overath wies es energisch von sich, rund um das Geißbockheim herrsche das Chaos: „Wir sind noch handlungsfähig, hier ist kein Chaos ausgebrochen.“ Die Mannschaft allerdings präsentierte sich beim Gastspiel in Bielefeld zeitweise in einem desolaten Zustand und zwang den Vorstand nach der schlechtesten Hinrunden-Bilanz in der Bundesliga zum Handeln. Zwölfmal hintereinander ohne Sieg, das Überwintern auf einem Abstiegsplatz – Rapolder hatte es kommen sehen: „Ich habe ein schlechtes Gefühl“, schilderte er noch an alter Wirkungsstätte seine Gemütslage. Rapolder sagte aber auch, aufgeben wolle er auf keinen Fall. Overath musste ihn vom Gegenteil überzeugen.
Rettig hatte zu diesem Zeitpunkt längst hingeworfen und die Verantwortung für die niederschmetternde Situation übernommen: „Es ist für mich eine Frage des Verantwortungsbewusstseins.“ Er hatte mit Overath den Schwaben Rapolder in Bielefeld losgeeist und damit nach dem Aufstieg bei Fans und Umfeld geradezu Euphorie ausgelöst. Doch seit dem 17. September und dem 2:1 gegen Mönchengladbach blieben Siege aus, der Sturz in die Abstiegsregion konnte auch angesichts einer Verletzten-Misere nicht verhindert werden. „Das ist schwer zu ertragen“, kommentierte Rapolder die Pleiten-Serie. Und: „Ich könnte nicht sagen, was ich falsch gemacht hätte.“
Overath betonte am Sonntag mehrfach, wie hoch er die Qualitäten seines einstigen Wunschtrainers einschätzt: „Ich halte ihn nach wie vor für einen exzellenten Trainer.“ Doch einen Fehler wie den der damaligen Club-Führung, die Ewald Lienen im Jahre 2002 erst Ende Januar ablöste und zu spät durch Friedhelm Funkel ersetzte, wollte diesmal keiner begehen: Damals stand am Ende der zweite Abstieg. Den drohenden nächsten will der FC mit aller Macht verhindern: „Es kann sein, dass diese Entscheidung zu spät kommt. Aber ich glaube, wir können es schaffen“, sagte Overath.