KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MARCUS WOELLER

Klar. Die Idee, nationale Pavillons in eine öffentliche Grünanlage in Venedig zu stellen und dort Künstler im Wechsel mit Architekten Jahr für Jahr als Repräsentanten ihres Landes auszustellen, ist antiquiert. Ungefähr so antiquiert wie Olympische Spiele. Deutschland leidet zudem unter einem Bau, der 1938 vom Nazi-Architekten Ernst Haiger monströs überformt wurde und an dem sich Künstler und Kuratoren immer wieder rieben. Im Sommer werden Frankreich und Deutschland sogar erstmalig ihre Behausungen tauschen. Am erfolgreichsten reagierte aber Hans Haacke. Er stemmte 1993 den Boden zum Trümmerfeld auf und gewann dafür den Goldenen Löwen. Die Bundesarchitektenkammer will den mittlerweile mehrfach preisgekrönten Pavillon trotzdem am liebsten loswerden. Doch bis die Nationalstaaten aufhören zu existieren, wird es wohl auch die altmodischen Gartenhäuschen geben. Gut so! Denn sie bieten einen einzigartigen ortsspezifischen und politischen Parcours, der die Auseinandersetzung fordert. Diener & Diener Architekten stellten auf der Architekturbiennale 2012 das Projekt „Common Pavilions“ über die 33 Bauwerke aus, welches großen Fotos von Gabriele Basilico jeweils sehr persönliche Autorenessays gegenüberstellt. Der so entstandene Denkraum ist zurzeit im Architekturforum Aedes zu sehen. Er dokumentiert einerseits die zum Teil herausragende Architektur der Gebäude: etwa des Nordischen Pavillons von Sverre Fehn, des Venezuelanischen von Carlo Scarpa, des Finnischen von Alvar Aalto oder des Brasilianischen von Amerigo Marchesin. Andererseits diskutiert sie die Giardini als Ort, der zugleich Spektakelkulisse wie verwunschener Park ist und bei aller konzeptueller Antiquiertheit aktuell bleibt – als eine Folie, die sich eben nicht diskret zurückzieht, sondern mit der gearbeitet werden will (bis 9. 5., Di.–Fr., 11–18.30 Uhr, Sa.–So., 13–17 Uhr, Christinenstr. 18–19). Nichts im Sinn mit Pavillons hat Jürgen Mayer H., er will höher hinaus. Seine Architektur möchte immer mehr Kunst sein. Nun inszeniert er die Ausstellung „Black.See“ mit Plastiken, Zeichnungen und Wandmalereien. Für die fiktive georgische Stadt Lazika plant er eine wolkige Monumentalskulptur, die sich waffelartig in die Höhe türmt. Ein markiges Statement, das sich dennoch vor der Landschaft auflöst. Mayer H. ist inspiriert von Datensicherungsmustern, wie man sie in Briefumschlägen findet, aber auch von 3-D-Druckern, die mit wachsender Präzision x-beliebige Formen ausspucken können. Im Eigen + Art Lab ist er mit dieser Mischung aus Forschergeist und Spiellaune gut aufgehoben (bis 25. 5., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Auguststr. 11–13).