KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER WULFFS SPÄTES GESTÄNDNIS : Ein Riss in Wulffs Teflon-Schicht
Klar ist das eine Bagatelle. Der Upgrade seines Urlaubsflugs wird keine unmittelbaren Konsequenzen für Christian Wulff haben. Denn: Worüber der Ministerpräsident gestern im Landtag berichtete, nämlich, dass er selbst, lange vor Reiseantritt, die kostenlose Besserstellung angeregt hat – ist eine persönliche Verfehlung. Für die müssten auch die Folgen persönliche sein. Und einen Rücktritt für 3.056 Euro – ach, nein, nicht in einer Zeit, in der mit Milliarden so leichthändig jongliert wird, als herrsche Inflation.
Trotzdem regt die Linksfraktion eine Ministeranklage beim Staatsgerichtshof an – zurecht. Juristisch wird die nix bringen. Aber: Moral gehört auch zum Geschäft der Politik. Das weiß Wulff. Und bislang hat er sehr bewusst sein Saubermann-Image gepflegt: Asse, Schulstreit, Holocaust-Vergleiche – an Wulff blieb nichts hängen. Gerade aber wenn es sich bei der jetzigen Verfehlung nur um eine Petitesse gehandelt haben sollte, wird der zögerliche Weg des Ministerpräsidenten zur Wahrheit fragwürdig: Wenn es um nichts ging, warum hat der Mann gelogen? Warum hat er bis gestern gestreut, ihm sei die Besserbehandlung quasi aufgezwungen worden? Lügt er sonst auch – bloß geschickter? Das untadelige Ethos des Christian Wulff hat einen Riss bekommen. Risse im Teflon aber wachsen sich leicht zu einem kapitalen Schaden aus – wenn da jemand weiter kratzt.